Die GlockenbachWelle mit Neuinhaberin Pamela Scholz

Willkommen bei der 21. Ausgabe der GlockenbachWelle.

Nach einer kurzen Sendepause kehrt unsere literarische Strömung mit einer Neuerung zurück. Denn die bisherige Inhaberin der Glockenbachbuchhandlung Petra Schulz hat nach 25 Jahren das Zepter an die liebe Pam übergeben, die seit Februar die neue Inhaberin der Glockenbachbuchhandlung ist.

Unsere liebgewonnene „Tankstelle des guten Geistes“ bringt daher nicht nur eine neue Buchhändlerin aus Leidenschaft mit sich, sondern auch eine frischgebackene Inhaberin. Und so sind wir diese Welle dieses Mal einmal zu zweit geritten, damit ich Pam ins Kreuzverhör nehmen konnte.

Die Welle mit Neuinhaberin Pamela Scholz

Eine (Neu)Inhaberin und eine Bloggerin im Gespräch für Literatur Radio Hörbahn

Der Ort: Die Glockenbachbuchhandlung in München

Die Runde: Die Gastgeberin und Neuinhaberin der Glockenbachbuchhandlung Pamela Scholz und meine Wenigkeit

Worum geht es in dieser Folge?

 

Willkommen in der Glockenbachbuchhandlung

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Worauf ihr euch in dieser Folge freuen dürft

  • Eine Buchhändlerin und frischgebackene Inhaberin plaudert aus dem Nähkästchen
  • Sind Bücher überhaupt noch in Mode?
  • Was zeichnet einen guten Buchhändler bzw. eine gute Buchhändlerin aus?
  • Wie reagiert die Kundschaft auf den frischen „Inhaberinnen-Wind“?
  • Was bringt Social Media und welche Plattform nutzt die Glockenbachbuchhandlung?
  • Können wir Pam bald auf Tik-Tok sehen?
  • Auf einen Schmökerkaffee mit Pam – „Books and Coffee“ in der Buchhandlung
  • Digitales Lesen mit „Tobi Tolino“
  • Non-Books & Papeterie für Bibliophile
  • Warum Diversität in der Literatur wichtig ist
  • Wie man den Ergebnissen des Lesemonitors von Stiftung Lesen entgegenwirken kann
  • Wie animiert man lesefaule Eltern und Kinder zum Lesen?
  • Wann findet man als Mama Zeit zum Lesen?
  • Buchempfehlungen, die in die Bücherstadt Leipzig und literarische Welten entführen

Die Buchempfehlungen

Die Buchempfehlungen von Pamela

Mehr Informationen zu unserer literarischen Welle findet ihr auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Hashtag #GlockenbachWelle und auf den Projektseiten der Wellenreiter:innen.

Hier geht`s zu unseren Projektseiten:
GlockenbachbuchhandlungNur Lesen ist schöner und Literatur Radio Hörbahn

Meine Buchempfehlungen

Bleibt Wellenreiter*in und gespannt, was noch alles auf euch zuschwappt …

Jetzt solltet ihr euch zuschalten. Hier geht´s lang. Ohren auf!

Machen Bücher einsam?

lesenslust über „Das geheime Leben der Bücher“ von Régis De Sá Moreira

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Auch Bücher brauchen Liebe!

Viele wünschen sich, sie könnten von Luft und Liebe leben. Er, der Buchhändler, lebt vom Lesen, denn nur dann hat er das Gefühl, geliebt zu werden. Seine Buchhandlung ist sein Universum, die Bücher sind seine Schützlinge. Und bei jedem Klingeln seiner Türglocke ist er immer wieder bereit, seine frohe Botschaft zu verkünden: Lesen hilft und macht glücklich

Kurzbeschreibung des Verlages

De Sá Moreira lässt uns in seinem Buch auf höchst ungewöhnliche Weise am Leben eines namenlosen Buchhändlers teilhaben. Man könnte „Das geheime Leben der Bücher“ als Ansammlung von Begegnungen in einer Buchhandlung bezeichnen oder auch als Einblick in die skurillen Gedankengänge eines schrulligen, einsamen und bücherhungrigen Mannes, aber nicht als eine Geschichte oder Erzählung mit Handlung und Tiefgang. Denn diese Inhalte scheinen tatsächlich nicht vorhanden zu sein. Es beginnt genauso unspektakulär wie es endet. Einfach so. So ist das eben.

Der namenlose Buchhändler hat es sich zur Gewohnheit gemacht, sich ausschließlich von Büchern zu ernähren. Nach jedem Kunden bedarf es lediglich einer Tasse Kräutertee, um den Erhalt der Lebensgeister aufrecht zu erhalten. Eine mutmaßlich eher schlechte als rechte Maßnahme, aber da er durch die 24-Stunden-Ladenöffnungszeit zudem nur wenig schläft, überrascht den Leser die teilweise sehr unwirsche und exzentrische Art des Buchhändlers nicht im Geringsten. Genauso wenig wie die Tatsache, dass dieser Mann weder Freunde zu haben, noch im engen Kontakt zu seiner Familie zu stehen scheint. Er begnügt sich mit täglichen Briefen seiner zehn Brüder und Schwestern, die wohl vielmehr aus Gewissensbissen als aus Liebe verschickt werden und quittiert sie mit kommentarlosen herausgerissenen Seiten aus Büchern, die er dann nicht mehr verkaufen kann.

Obwohl er den Gedanken nicht ertragen kann, dass ein Kunde vor verschlossener Tür steht, sind sie ihm zum größten Teil unangenehm. Paare scheint er dabei ganz besonders zu hassen. Wenn es ihm nicht gelingt, sich rechtzeitig unter dem Schreibtisch vor ihnen zu verstecken oder über die Treppe ins Obergeschoss zu flüchten, bombadiert er sie mit völlig verstörtem Gebrabbel, bis sie entsetzt zum Ausgang eilen. Mit jedem Dingeling Dingeling der Türglocke kündigt sich ein weiterer merkwürdiger Kunde im Laden an: vom Fatalisten über eine Dame in Schwarz mit Sense, Gott höchstpersönlich, einem Dalai Lama, einer Baronin, einer Frage oder den Zeugen Jehovas ist jede erdenklich schräge Persönlichkeit oder Erscheinung dabei. Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass sie allesamt eine Schraube locker haben. Allen voran der Buchhändler.

So entstehen die merkwürdigsten Dialoge zwischen Menschen, denen man wohl weder persönlich begegnen, noch an ihren sinnlosem Geschwätz teilhaben möchte. Das Barometer des Fremdschämfaktors steigt ins Unermessliche. Ob diese Gefühlsregung jetzt dem Autor selbst oder seinen eigenartigen Protagonisten zuzuschreiben ist, kann ich auf Anhieb nicht beantworten. Allerdings führt dieses Buch bei mir unweigerlich zu dieser Emotion. Gefolgt von Irritation und mehreren großen Fragezeichen, die ununterbrochen über dem Buch zu schweben scheinen und sich auch zum Ende hin nicht verscheuchen lassen. Vielleicht fehlt mir für De Sá Moreiras Werk schlichtweg die Fantasie. Doch da auch viele andere Leser zu diesem Entschluss kamen, ist wohl die viel wichtigere Frage, wer über diese Gabe verfügt?!

Dass ich dieses Buch bis zum Ende durchgelesen habe, ist wohl den atmosphärischen und liebevollen Beschreibungen des Ladens und den seltenen aber durchaus schönen Zeilen über das Lesen und den Büchern im Allgemeinen zu verdanken. Noch nie habe ich etwas gelesen, dass so skurill und bizarr war, dass ich es am liebsten in die Tonne kloppen würde. Sorry De Sá Moreira, aber das übersteigt meinen Horizont um ein Vielfaches.

<3 <3

 

Buchdruck vs. Digitalisierung..

lesenslust über „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ von Robin Sloan

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„Verloren im Schatten der Regale falle ich fast von der Leiter. Ich bin jetzt genau auf halber Höhe angelangt. Der Boden der Buchhandlung liegt tief unter mir, die Oberfläche eines Planeten, von dem ich mich weit entfernt habe. Die Regale türmen sich über mir auf, und dort wo sie enden, ist es dunkel – die Bücher stehen dicht an dicht und lassen kein Licht hindurch. Gut möglich, dass dort auch die Luft dünner ist. Ich glaube, ich habe eine Fledermaus gesehen.“

Zitat, Seite 11

Nach einer gescheiterten Karriere als Webdesigner ist Clay Jannon auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Ihm ist jede Arbeit recht, die Geld in die Kasse bringt. Und so entdeckt er beim Schlendern durch San Franciscos versteckte Gassen eine Stellenanzeige im Schaufenster von Mr. Penumbras Buchhandlung. Eine merkwürdige Buchhandlung, die rund um die Uhr geöffnet hat.

Voller Neugierde lässt er sich auf den Job in der sonderbaren Buchhandlung und die zu besetzende Nachtschicht ein. Doch schon nach kurzer Zeit bemerkt er, dass in der staubigen alten Buchhandlung etwas nicht stimmt. Denn nicht nur die Anforderungen, die der Ladenbesitzer an die Tätigkeit im Laden knüpft, erscheinen Clay fragwürdig, sondern auch die Kundschaft des Ladens. Seltsame Kunden, die nicht nur äußerst selten, sondern auch auf höchst verstörte Weise in den Laden schneien. Nie scheinen sie Bücher zu kaufen, sondern sie ausschließlich zu leihen. Clay tippt bei ihnen auf Mitglieder eines dubiosen Buchclubs.

Bei den Leihbüchern handelt es sich um merkwürdige Exemplare aus dem hinteren Teil des Ladens, die Clay liebevoll als Ladenhüter bezeichnet, weil sie den normalen Besuchern verborgen scheinen. Beim verbotenen Blick in ihr Inneres bemerkt er, dass es sich um keine normalen Bücher sondern vielmehr um codierte Folianten handelt, deren Inhalt er nicht zu entschlüsseln weiß.

Gemeinsam mit seiner Freundin Kat und seinem Freund Mat entschließt sich Clay, dem Geheimnis der Bücher und den dubiosen Ladenbesuchern auf den Grund zu gehen. Ihre Reise führt sie bis in den düsteren Untergrund Londons…

„Bücher waren mal ziemlich Hightech, seinerzeit. Lang ist´s her.“

Zitat, Seite 117

Sloan wusste mich mit seinem Werk „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ zu irritieren und gleichermaßen zu unterhalten. Klingt merkwürdig, ist aber so. Meine Meinung zum Buch ist ungewohnt zwiespältig, was im Nachhinein betrachtet aber vielmehr auf die unglückliche Ankündigung des Buches durch die New York Times zurückzuführen ist, als auf die Geschichte selbst. Denn wer ein Buch als bezaubernde Liebeserklärung an die Welt der Bücher ankündigt und dann vielmehr mit einer Liebeserklärung an die Welt der Technik daherkommt, sollte sich nicht wundern, wenn die Leser hinterher enttäuscht sind. Kernpunkte dieses Romans waren für mich Google, Programmiersprachen & Typographie. Keine uninteressanten Themen, aber auch nicht die von mir erhoffte Thematik.

Zu Beginn der Geschichte erobern wir an Clays Seite die ungewöhnliche Buchhandlung von Mr. Penumbra. Eine Buchhandlung, die mit meterhohen Buchregalen und mysteriös codierten Ladenhütern aufwartet. An den Job im Laden sind nicht nur merkwürdige Anforderungen sondern auch die Begegnung mit dubiosen Gestalten gekoppelt, deren Lebensaufgabe sich ausschließlich um den für Clay unleserlichen Inhalt der Bücher aus dem düsteren Teil des Ladens zu drehen scheint. Eine Sekte?

Was als geheimnisvolle und spannende Entdeckungsreise beginnt, driftete mir leider irgendwann in ein viel zu virtuelles Rumgespinne ab. Auch wenn die Dinge vereinzelt sehr interessant zu verfolgen waren, beinhaltete das Buch mir insgesamt zu viel Fachgesimpel und zu googlelastige Passagen. Irgendwie ist die Geschichte ein freakiger Stilmix aus Alt und Neu. Das gebundene Buch auf der einen Seite, die digitalisierte Welt auf der anderen Seite. Auf einer Waagschale betrachtet, scheint Sloans Konzentration aber viel zu sehr auf der internetbasierten Welt zu ruhen, als auf die für mich viel spannendere Welt des gebundenen Buchs und sorgt daher für Disbalance.

Unabhängig von diesen Dingen birgt das Buch einen spannungsgeladenen, ereignisreichen und abenteuerlichen Trip in sich. Die Geschichte ist sicherlich nicht für jedermann etwas, könnte den ein oder anderen Google- bzw. Programmierfreund aber begeistern.

Über Google erzählt man sich heute, es sei wie Amerika selbst: immer noch die Nummer eins, aber unverkennbar dem Untergang geweiht. Beides sind Supermächte mit ungeheuren Ressourcen, aber beide werden von rasant wachsenden Rivalen verfolgt, die sie früher oder später überholen werden. Für Amerika ist dieser Rivale China. Für Google ist es Facebook.

Zitat, Seite 106

<3 <3 <3