Eine Frau verändert die Welt

„Marie Curie – eine Frau verändert die Welt“ – Christine Schulz-Reiss, Regina Kehn

Kindermann Verlag, erschienen am 14. September 2022, Preis 20,00 € [D], Halbleinen, Hardcover, 40 Seiten, ISBN: 978-3-949276-06-4, hier geht’s zum Buch

Kinderbücher öffnen Türen. Sie wissen nicht nur zu unterhalten und wertvolles Wissen zu vermitteln, sie offenbaren Kindern auch eine Welt voller Möglichkeiten, ebnen ihnen den Weg in die Zukunft. Der Kindermann Verlag hat diese Gelegenheit am Schopf gepackt um Kindern Weltliteratur und Literaturklassiker spielerisch nahezubringen. Für seine Kinderbuchreihe „Weltliteratur für Kinder“ ist er bekannt, ist sie doch bis heute auf dem deutschen Markt einzigartig. Die edel ausgestatteten Titel, die in Halbleinen gebunden und von bekannten Künstler*innen illustriert sind, wurden bald um weitere Reihen ergänzt. Neben Sagen, Poesie und Kunst richten die Bücher ihren Fokus auch auf berühmte Leute. Und der vorliegende Titel aus der Reihe „Kinder entdecken berühmte Leute“ hat es mir ganz besonders angetan. Denn er widmet sich niemand geringerem als Marie Curie.

Mit dem Einzug zweier Kinderbücher über Marie Curie ist bei meiner fast sechsjährigen Tochter eine regelrechte Begeisterung für die bis heute berühmteste Wissenschaftlerin aller Zeiten ausgebrochen. Ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften, insbesondere für die Astronomie und Biologie, wird damit um die Bereiche Physik und Chemie ergänzt.

Während der Band aus der Little People Big Dreams – Reihe ein erstes Interesse bei ihr wecken konnte, vermochte der vorliegende Band, der sich vollumfänglich an Kindern ab acht Jahren richtet, ihre ersten Wissensbausteine geschickt zu erweitern. Denn Autorin Christine Schulz-Reiss findet einen wunderbaren Weg, Sachinformationen und persönliche Geschichten aus dem Leben Marie Curie’s harmonisch zu vereinen. So begegnen ihre Zeilen Kindern in erster Linie wie eine fesselnde Erzählung, die jedoch von wertvollem Wissen getränkt ist. Das schafft eine spielerische Annäherung an die Bereiche Physik und Chemie, die sich auch schon bei meiner Tochter vollzog, wenn auch im reduzierten Umfang.

Durch die wunderschönen und leicht zugänglichen Illustrationen von Regina Kehn werden Momentaufnahmen, wissenschaftliche Abläufe und Stationen aus Marie Curie’s Leben für Kinder wunderbar veranschaulicht und das Werk optisch aufgewertet. Text und Bild bilden eine Einheit, verschmelzen zu einem wunderschönen Gesamtwerk, das uns inhaltlich wie illustratorisch zu begeistern versteht.

Marie Curie ist nicht nur ein wunderbares Vorbild auf wissenschaftlicher Ebene, sondern auch was die Gleichstellung der Frau anbelangt. Sie war Begründerin der Radiochemie, erhielt 1903 für ihre Entdeckung der Radioaktivität den Nobelpreis für Physik und 1911 für ihre Entdeckung der Elemente Radium und Polonium den Nobelpreis für Chemie. Damit schaffte sie es als erste Frau, den Nobelpreis zu erhalten – und das gleich zweimal.

Marie schaffte trotz ihrer schwierigen Kindheit, die vom fehlenden Körperkontakt zur an Tuberkulose erkrankten Mutter und den armen Verhältnissen geprägt war, und des plötzlichen Verlusts ihres Mannes und wissenschaftlichen Partners, Pierre Curie, Großes. Sie zeigt, wozu ein Mensch mit Leidenschaft und Überzeugung fähig ist. Doch große Entdeckungen erfordern oft große Opfer und so starb Marie Curie vermutlich an den Folgen der radioaktiven Strahlen, der sie Zeit ihres Lebens ausgesetzt war, im Alter von 66 Jahren.

„Sie war nicht nur eine außergewöhnliche Persönlichkeit und große Wissenschaftlerin, sondern hat der Medizin und damit der Menschheit als Erste einen Weg zum Sieg gegen den Krebs aufgezeigt.“

Zitat, Seite 39

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In unserer aktuellen Podcast-Folge der #GlockenbachWelle widmen wir uns gemeinsam mit Verlegerin Anna Kindermann und Autorin Christine Schulz-Reiss der Reihe „Kinder entdecken berühmte Leute“ aus dem Kindermann Verlag. Hier könnt ihr auch erfahren, wie die Autorin für ihren Marie Curie – Band recherchiert hat. Im Leitartikel zur Welle erfahrt ihr außerdem, was euch noch erwartet und welche Bücher empfohlen wurden, wenn man sich dem thematischen Treibsand hingeben möchte.

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Wer noch mehr zu Marie Curie’s Leben und ihrer wissenschaftlichen Arbeit erfahren möchte, dem seien neben dem vorliegenden Buch auch noch vier weitere Kinderbuchtipps ans Herz gelegt. Der Beitrag erschien kürzlich als Sammelpost auf Instagram. Die Bücher richten sich an Kinder zwischen 4 – 11 (+) Jahren. 

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Wahre Veränderung beginnt in dir

„Von Herz zu Herz“ – Dalai Lama

Eine Geschichte von Hoffnung und Liebe zu unserer Erde

allegria (Ullstein Buchverlage), erschienen am 30. März 2023, Preis 22,99 € [D], Hardcover, 144 Seiten, hier geht’s zum Buch

„Wenn du die Welt ändern möchtest, so versuche zuerst, in dir selbst etwas zu ändern.“

Zitat, Seite 86

Unsere Welt gerät immer mehr aus den Fugen. Durch menschlichen Raubbau, Überbevölkerung und Technologie weiß der Mensch unserem Planeten und sich selbst erheblich zu schaden. Er zerstört dadurch nicht nur natürlichen Lebensraum für sich und zahlreiche Lebewesen, er bringt auch die Erde aus dem natürlichen Gleichgewicht.

Bücher nehmen sich oft solchen gesellschaftlichen Missständen bzw. Problemstellungen an. Sie sind es, die uns vorallem in Zeiten von Not erreichen; uns verallgegenwärtigen, was wir oft längst wissen, aber scheinbar erst vor Augen richtig erfassen können. Wenn wir etwas zu Papier bringen, verleihen wir ihm Nachdruck, halten es nicht nur für die gegenwärtige sondern auch für die zukünftige(n) Generation(en) fest.

Auch seine Heiligkeit, der Dalai Lama wählt das Buch als Medium, um in unser aller Bewusstsein vorzudringen. In „Von Herz zu Herz“ ruft er uns eindringlich und zugleich emphatisch zu einem friedlichen Miteinander und einem achtsamen und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Natur auf. Seine persönlichen Zeilen wurden von Jochen Winter ins Deutsche übertragen.

Es sind ein Pandabär und der Dalai Lama selbst, die uns durch dieses Buch navigieren. Durch die minimalistischen und naturnahen Zeichnungen des Zeichners Patrick McDonnell gewinnt das sympathische Gespann an Gestalt, wird für die Leser*innen greifbar. Wie zwei Freunde nehmen sie uns an die Hand.

Wir dürfen sie auf einen Spaziergang durch die Wälder begleiten, die einst groß und üppig waren und durch Rodung und Waldbrände heute kaum noch existent sind. Sie eröffnen uns Flora und Fauna, lenken unseren Blick auf die Natur in all ihrer Schönheit und zeigen, wie sie zu unser aller Wohlbefinden beiträgt. Es ist die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Natur, die die beiden hervorzuheben wissen, das harmonische Zusammenspiel, das für beide Seiten essentiell ist. Weil wir nur wachsen, blühen und gedeihen können, wenn das auch unser Umfeld kann.

Die Geschichte ist geprägt von persönlichen Anekdoten des Dalai Lama. Von Gefühlen, Begegnungen und Erinnerungen. Von unschönen Wahrheiten und der Vision von einer besseren Zukunft. Von Güte und Mitgefühl.

„Von Herz zu Herz“ ist ein eindringliches Plädoyer an die Menschheit und ein wertvoller Lebensbegleiter, den wir so vielen Menschen wie möglich an die Hand geben sollten. Auf dass wir alle unseren Teil dazu beitragen, die Welt ein kleines bisschen schöner zu machen.

„Es ist meine Hoffnung, dass diese Texte und Zeichnungen Augen, Sinne und Herzen aller Menschen, besonders der jungen, öffnen werden.“

Nachwort des Dalai Lama

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Zum Glück gibt’s … (+ Giveaway)

… Bücher, in die man an verregneten Apriltagen eintauchen kann.

Heute möchte ich euch die Sachbilderbuchreihe „Zum Glück gibt’s“ aus dem Laurence King Verlag vorstellen, die sich an kleine Leser*innen zwischen 5-8 Jahren richtet, aber durchaus auch schon jüngere Kinder erreichen kann.

Die Bücher sind ein wunderbares Zusammenspiel aus Tracey Turners informativen Sachtexten (ins Deutsche übertragen von Frederick Kugler) und Fiona Powers‘ farbenfrohen Illustrationen. Was alleine optisch für gute Laune und Farbe im Kinderzimmer sorgt, kommt mit viel Wissen und leicht zu erfassenden Veranschaulichungen für Kinder daher. Die Bücher tragen als Leitmotto den Satz „Zum Glück gibt’s“. Dieser zieht sich durch das gesamte Buch und nimmt sich auf jeder Seite bestimmten Dingen an, die dann auf kindgerechte Weise erklärt und veranschaulicht werden. Im hinteren Teil der Bücher ist jeweils ein Glossar zu finden, dass die einzelnen Begrifflichkeiten noch einmal kindgerecht erklärt.

Die Reihe beinhaltet bislang drei Titel, in die ich euch im Anschluss einen kleinen Einblick geben werde. Und da ich ein bisschen Farbe in eure tristen Apriltage bringen möchte, darf ich sogar ein Exemplar der Reihe an euch verlosen.

„Zum Glück gibt’s Sterne und den Mond“

Laurence King Verlag, erschienen am 23. Februar 2023, Preis 12,90 € [D], gebundenes Buch, 32 Seiten, ISBN: 978-3962443351, hier geht’s zum Buch

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Wer ein genauso vom Weltall fasziniertes Kind wie ich zuhause hat, wird diesen Titel lieben. Denn hier werden die Kinder aktiv dazu aufgefordert, in den Nachthimmel zu blicken und sich den Mond, die Sterne und Planeten genauer anzusehen. Die kleinen Leser*innen lernen hier u.a. dass nicht zwingend ein Teleskop von Nöten ist, um andere Planeten zu sehen; dass der Mond so schön leuchtet, weil er das Sonnenlicht reflektiert, welche Sternbilder es alles gibt und nach welchen Figuren aus griechischen Sagen sie benannt sind, dass die Sonne ein Stern ist und wir ohne sie nicht überleben könnten oder dass Sternschnuppen in Wirklichkeit keine Sterne sondern Gesteinsbrocken sind. 

„Zum Glück gibt’s Ozeane und Meere“

Laurence King Verlag, erschienen am 23. Februar 2023, Preis 11,90 € [D], gebundenes Buch, 32 Seiten, ISBN: 978-3962443375, hier geht’s zum Buch

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Du hegst eine Liebe für das Meer? Dann wirst du mit Vorliebe in diesen Titel eintauchen. Hier dürfen Kinder in die Ozeane und Meere abtauchen und alles über die faszinierende Unterwasserwelt kennenlernen. Die kleinen Leser*innen lernen hier u.a. was Gezeitentümpel sind, wie sie an vermüllten Stränden tätig werden können, wie Wale und Delfine sich miteinander verständigen, wie die Gezeiten für Ebbe und Flut sorgen oder wie Korallenriffe zu ihren wunderschönen Farben kommen. Auch die Tiefenzonen des Meeres werden hier wunderbar veranschaulicht. Außerdem können Kinder einen Abstecher zu den Eismeeren der Arktis und Antarktis machen.

„Zum Glück gibt’s Wolken und Regen“

Laurence King Verlag, erschienen am 23. Februar 2023, Preis 11,90 € [D], gebundenes Buch, 32 Seiten, ISBN: 978-3709981740, hier geht’s zum Buch

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Der April ist dafür bekannt, dass er macht, was er will. Oft wartet er mit so unglaublich launenhaftem wechselhaftem Wetter auf, dass unsere Laune im Keller ist und wir den warmen Tagen des Jahres entgegenfiebern. Doch das Wetter ist eben erstaunlich vielfältig. Das lernen Kinder hier auf wunderbar anschauliche Weise. Sie dürfen verschiedene Wolkenarten und Regenbögen bestaunen; lernen, warum Pflanzen und Tiere nicht nur Sonne, sondern eben auch Regen brauchen; wie die Welt auf ganz natürliche Weise Wasser recycelt und uns so mit Trinkwasser versorgt oder warum Gewitter so dramatisch sind. Und wer sich auf die Empfehlung im Buch einlässt, zieht sich im Anschluss an die Lektüre direkt die Gummistiefel über die Füße und springt in die nächstgelegene Pfütze. 

Klick, Klick, Glück –  wie ein bisschen Farbe bei dir einzieht

„Without the rain there would be no rainbow.“

Heute möchte ich ein bisschen Farbe ins Spiel bringen und einem von euch den Titel „Zum Glück gibt’s Wolken und Regen“ auf den Weg schicken. Dank der freundlichen Unterstützung des Laurence King Verlag darf ich ein Exemplar des Sachbilderbuches an euch verlosen.

Und da ich sowohl  hier auf dem Blog als auch auf Instagram eine treue Leserschaft habe, möchte ich euch auf beiden Kanälen die Möglichkeit geben, in den Lostopf zu springen.

Für ein Los auf dem Blog würde ich euch bitten, mir bis zum 20. April 2023, 23:59 Uhr, in einem Kommentar euren schönsten Moment im Regen zu verraten. Da Kinder erfahrungsgemäß eine große Begeisterung für Tänze im Regen, für Pfützenspringen und Regenbögen hegen, vermute ich, dass es hier reichlich Lieblingsmomente regnen wird.

Die Teilnahmebedingungen für das Los auf Instagram könnt ihr meinem Instagram-Post  auf @lesenslust entnehmen, der zeitgleich mit diesem Beitrag veröffentlicht wird. 

Viel Glück und denkt immer daran, nach jedem Regen kommt auch wieder Sonnenschein.

Eure Steffi

Nur ein paar Nächte

„Nur ein paar Nächte“ – Fabian Neidhardt

Haymon Verlag, erschienen am 28. Februar 2023, Preis 22,90 € [D], Hardcover, 248 Seiten, ISBN: 978-3709981740, hier geht’s zum Buch

„Das Leben ist niemals eindeutig, die Wahrheit liegt nie in der Mitte und jede Entscheidung schlägt ein Loch in die Wand, durch das sowohl Regen als auch Sonne fällt.“

Zitat, Seite 109

Ben ist Mitte dreißig und hat sich mit seinem Leben arrangiert. Als Holzschnitzer kommt er ganz gut über die Runden, kann durch die wöchentlich stattfindenden Holzschnitzerei- und Alpaka-Kurse das gemeinsame Leben mit seiner 12-jährigen Tochter Mia finanzieren, die er seit jeher alleine großzieht. Mias Mutter Orna ist kein aktiver Teil der Familie. Sie wollte nie Mutter werden, konnte Bens Wunsch, Vater zu werden aber trotzdem erfüllen. Unverhofft. Denn eigentlich hätte er keine Kinder bekommen können.

Im Grunde läuft es ganz gut für ihn. Bis eines Tages sein Vater Emil plötzlich vor der Tür steht, der scheinbar die Mutter betrogen und zu dem Ben nie einen wirklichen Zugang gefunden hat, um „nur ein paar Nächte“ zu bleiben. Schon damit reichlich überfordert, sieht sich Ben kurz darauf mit der Polizei konfrontiert, die ihm seine Tochter nach Hause bringt, weil sie mit ihrem besten Freund nach Hamburg reisen wollte, um ihre Mutter ausfindig zu machen, von der sie kaum etwas weiß.

Und plötzlich gerät Bens Welt aus den Fugen. Durch die Anwesenheit seines Vaters wird er wieder in die Rolle des Kindes gedrängt, das sich mit der Eigendynamik seines narzisstischen Vaters arrangieren muss. Gleichzeitig will Ben für Mia da sein, die ihm seit ihrer Rückkehr jedoch bewusst aus dem Weg geht. Und ehe er sich versieht, wird er von seiner Vergangenheit eingeholt, die er bis dato erfolgreich verdrängt hat. Plötzlich steht da so viel Ungesagtes im Raum, dass Ben kaum noch Luft zum Atmen bleibt.

„Die Augen aller sind auf Ben gerichtet, irritiert und aufmerksam. Er sieht die Fragen, die sie ihm stellen wollen, spürt das Knarren und den Widerstand seiner Geheimnisse, die aus dem Schatten gezerrt werden. Alle Sätze, die er seit zwölf Jahren innerlich probt und für die er nie den Mut und den richtigen Moment gefunden hat, liegen ihm auf der Brust. Pulsieren im schnellen, beschämenden Rhythmus seines Herzens. Für einen Moment gibt er sich der Hoffnung hin, dass er doch noch irgendwie aus der Sache rauskommt, ohne reden zu müssen. Und einen Moment später ist die Hoffnung irgendwo anders, aber er immer noch hier, in der Stille, die auf ihm liegt.“

Zitat, Seite 185

Nur ein paar Nächte hat es gebraucht, um in diesen Roman zu versinken, der mich auf so vielen Ebenen persönlich erreicht hat. Was Fabian Neidhardt hier erzählt, ist eine vielschichtige Beziehungs- und Familiengeschichte, die tief unter die Haut geht. Wie eine Zwiebel entfaltet sie sich beim Lesen, bringt Seite für Seite verborgene Schichten zu Tage um letztlich den Blick auf den Kern freizugeben, der dich zu Tränen rührt.

Es sind nicht nur die vielen ineinander verwobenen Beziehungsgeflechte seiner Figuren, die sich weitreichend durch die Geschichte ziehen, es ist auch die Vielzahl an Themen, die mich zeitgleich gefordert und begeistert haben. Viele davon haben mich getriggert, mich emotional aufgewühlt und meine Gedanken während dem Lesen abschweifen lassen. Es sind mitunter Themen, mit denen sich in erster Linie Frauen beschäftigen und sich hier dennoch ein Mann auseinandersetzt. Schnörkellos, aber auch mit sehr viel Wärme und Empathie. Alleine dafür zolle ich Fabian Neidhardt meinen Respekt.

„Schon scheiße, bei all der Aufgeklärtheit und Freiheit unserer Generation hängt das ziemlich tief drin, dieses ‚Aber du musst doch Mutter werden.‘. Ich weiß, das ich das nicht muss, aber es fühlt sich trotzdem so an, als könnte ich so irgendeine Schuld begleichen.“

Zitat, Seite 129

Es ist der scheinbare Traum einer jeden Frau, Mutter zu werden; die romantisierte Vorstellung einer Entbindung, die aufopfernde Rolle einer Mutter, das Konstrukt Familie und Beziehung, die Definition von Glück und Liebe, die Modelle Alleinerziehend und Offene Ehe, das Fremdgehen, die Folgen fehlender Kommunikation und Wertschätzung innerhalb der Familie, das Thema Fehlgeburt und die Krankheit Trisomie 21 (Down-Syndrom). Der Autor hat sich dafür von vielen Menschen beraten und ihre Geschichten mit einfließen lassen. Es sind ihre Ereignisse und Gefühle, aus die er ein beeindruckendes Mosaik gelegt hat, das nun den Titel „Nur ein paar Nächte“ trägt.  

Die Figuren in der Geschichte, allen voran der Wirbelwind Mia, die mit ihrem Kettcar zu den Klängen von Anne Kaffeekanne durch die Geschichte saust, schließt man schnell ins Herz. Es sind Protagonisten voller Ecken und Kanten, Figuren, wie sie das Leben schreibt. Zu meiner Begeisterung drückt der Autor seinen Figuren, allen voran Ben und Orna, keinen Stempel auf, begegnet ihnen wertfrei, lässt uns selbst entscheiden, mit welcher Lebenskonstellation wir im Einklang stehen. So konnte ich mich unabhängig von meiner Rolle als Mutter mit erfülltem Kinderwunsch in Ornas Perspektive, die, einer Frau ohne Kinderwunsch, hineinversetzen, verstand es aber ebenfalls mich in Bens Perspektive, einem Mann mit Kinderwunsch und in der Rolle des alleinerziehenden Vaters, wiederzufinden. Ohne näher auf die bestehenden Problematiken in Bens Familie einzugehen und der Geschichte an Überraschungen zu nehmen, sei gesagt, dass ich mich in diesem Familienkonstrukt stark wiedergefunden und viele Parallelen zu meinem eigenen Leben entdeckt habe. 

Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass so viele Menschen wie möglich Zugang zu diesem großartigen Roman finden, der sich innerhalb von ein paar Nächten in mein Herz schlich und noch eine ganze Weile in mir nachhallen wird.

„Vielleicht wird nicht nur Liebe aus Mut gemacht, sondern auch Zukunft aus Zuversicht.“

Zitat, Seite 238

Blogtour zum Bilderbuch „Wieder Zu Hause“ + Giveaway

„Home is where your heart is.“

Ein Zuhause ist für mich nicht nur ein Ort, es ist vielmehr ein Gefühl. Ein Gefühl des Ankommens. Ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Ein Ort, der mich sanft umschließt wie die Arme eines geliebten Menschen. Und deshalb ist ein Ort, den ich als mein Zuhause bezeichne, immer mit den Menschen verbunden, deren Nähe, Liebe und Aufmerksamkeit mir gut tun. 

Ein Zuhause, das ist für mich aber auch ein Ort, an dem ich so sein kann, wie ich bin. Der mir Luft zum Atmen gibt. Mir Raum schenkt, um mich frei zu entfalten. Wo all meine Gemütslagen Platz finden, ich ausgelassen und fröhlich, aber auch traurig und niedergeschlagen sein darf. Mein Zuhause ist mein Wohlfühlort, der Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlt. Der mit und an mir wächst, hin und wieder sein Gewand wechselt und mich idealerweise sogar über mehrere Lebensphasen hinweg beherbergt. Manche sogar ein ganzes Leben. Mir war es leider nicht vergönnt, mein Elternhaus als Zuhause für die Ewigkeit zu wahren, weshalb es mir umso wichtiger ist, unser jetziges Zuhause für meine Räubertochter so lange wie möglich zu wahren.  

Mit dem Einzug in ein Haus bzw. in eine Wohnung hauche ich ihm/ihr Leben ein. Ganz unbewusst hinterlasse ich Spuren: Dellen oder Kratzer, knarzende Stellen auf den Dielen, Löcher und Schattierungen in der Wand, Konfetti, das sich in den entlegensten Winkeln versteckt, vergessene oder vergrabene Schätze. All diese Überbleibsel werden der nachfolgenden Generation meine Geschichte erzählen.

Ich habe im Laufe meines Lebens schon einige Orte gefunden, die mir ein Zuhause waren. Manche davon sind es heute noch, selbst wenn ich längst nicht mehr dort wohne. Was mich für immer mit ihnen verbindet sind die Erinnerungen, Gefühle, Geräusche und Menschen, die ich dort für mich mitnehmen durfte. 

Doch was passiert mit einem Zuhause, wenn wir ausziehen und es hinter uns lassen? Und wie geht es dem Haus bzw. der Wohnung damit? Wiegt unsere Abwesenheit so schwer, dass es von einer plötzlichen Leere erfasst wird? Trauert es vielleicht sogar um uns? Verschließt oder öffnet es sich gegenüber Neuem? Colleen Rowan Kosinski und Valeria Docampo haben diese Gedanken aufgegriffen und daraus ein besonderes Bilderbuch mit ungewöhnlicher Perspektive entstehen lassen. 

„Wieder zu Hause!“ – Valeria Docampo,  Colleen Rowan Kosinski

mixtvision, erschienen am 17.08.2022, Preis 17,00 € [D], Bilderbuch, ab 3 Jahren, 32 Seiten, ISBN: 978-3-95854-191-7, hier geht’s zum Buch

„Wieder zu Hause!“ erzählt die berührende Geschichte eines Hauses aus ungewöhnlicher Perspektive. Dann das dreistöckige rote Haus auf dem Cover dient dem Bilderbuch nicht nur als Szenerie und Mittelpunkt der Geschichte, es fungiert darin auch als Geschichtenerzähler. Denn das Haus selbst erzählt den Leser*innen seine Geschichte.

„Meine Familie liebte  mich. Und ich liebte sie. Ich war mehr als nur ein Haus. Ich war ein Zuhause. Ihr Zuhause.“

Und so erinnert sich das Haus an die vielen schönen Momente mit seiner Familie. Es erzählt von den Babyfüßen, die auf seinen Dielen herumgetapst sind. Wie ihr zartes Tapsen einem lautem Stampfen wich. Wie die Küche vom Duft frisch gebackenen Brotes erfüllt war und ausgelassenes Lachen durch den Flur hallte. Wie seine Familie wuchs und die Größe der Kinder an der Dielentür verewigt wurde. Wie aus acht Füßen zehn wurden. Wie das Haus erfüllt war von Menschen und wie es ihm manchmal auch zu viel wurde. Dass es nur durch die Fürsorge seiner Familie wieder an Stärke zurückgewann und ihr fröhliches Treiben es erstrahlen ließ. Es erzählt aber auch von der schweren Zeit danach. Als seine Familie auszog und das Strahlen erblasste. Wie es traurig und leer zurückblieb, den Erinnerungen vergangener Zeiten nachhing und von sichtbaren Zeichen des Verfalls übersät war. Es fiel ihm schwer, sich auf neue Bewohner*innen einzulassen.

Viele Menschen kamen, um das Haus zu besichtigen. Doch sie fanden keinen Zugang, ließen sich von den angeschlagenen Dachschindeln, den knarrenden Stufen und den klappernden Fensterläden vertreiben. Wochen und Monate zogen ins Land, bis zwei Männer kamen, die in ihm genau das sahen, was seine Familie in ihm sah: ein Zuhause.

Mit ihrem unvergleichlichen Illustrationsstil schafft es Valeria Docampo einmal mehr eine Geschichte zu Papier zu bringen, die uns alle verzaubert. „Wieder Zu Hause!“ präsentiert sich nicht nur als wunderbar stimmiges Gesamtkunstwerk, in dem sich Docampos atmosphärische Bilder mit den Zeilen von Colleen Rowan Kosinski, die von Pia Jüngert ins Deutsche übertragen wurden, perfekt ergänzen, es bedient sich auch einer uns allen vertrauten Szenerie: einem Zuhause.

Wir alle haben in den letzten drei Jahren sehr viel mehr Zeit Zuhause verbracht als uns lieb war. Der Wunsch, die eigenen vier Wände in einen Wohlfühlort zu verwandeln war und ist nach wie vor noch viel ausgeprägter als früher. Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit in den eigenen vier Wänden ist für uns essentiell geworden, um auf die Entwicklungen und vielen Einflüsse von Außen reagieren zu können. 

Ob das Haus in dieser Geschichte nun das eigene Zuhause verkörpert oder für den Wunsch nach einem vertrauten Ort steht, diese Geschichte trifft mitten ins Herz. Sie zeigt uns, wie wichtig ein Zuhause und das Gefühl von Zugehörigkeit für uns Menschen ist. Und verdeutlicht, was viele Menschen in Zeiten des Krieges hinter sich lassen müssen. Wie Loslassen und Abschiednehmen Platz für Neues schaffen kann und dass man auch nach langer Zeit der Zurückgezogenheit wieder einen Platz im Leben finden kann.

Mit „Wieder zu Hause!“ ist Docampo und Kosinski ein ruhiges und einfühlsames Werk gelungen, das uns dazu einlädt, in die Rolle unseres Zuhauses zu schlüpfen. Es erinnert uns daran, dass kaputte Dinge nicht zwingend aussortiert oder abgerissen werden müssen, sondern vielmehr repariert werden können. Dass wir durch unsere Liebe und Zuwendung wertschätzen, was wir haben. 

Ein Penny für deine Gedanken – Ein Giveaway für deine Momentaufnahme

Im Rahmen der Blogtour von Küstenkidsunterwegs und mixtvision darf ich ein Exemplar dieses wundervollen Bilderbuches an euch verlosen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir dafür eine schöne Momentaufnahme aus deinem Leben in deinem Zuhause mit auf den Weg gibst. Verrate mir bis Freitag, den 10. Oktober 2022 um 23:59 Uhr deine persönliche Geschichte in Form eines Kommentars und springe damit in den Lostopf für ein Exemplar des Buchs.

Das Gewinnspiel läuft parallel auf Instagram. Die Teilnahme ist für alle Leser*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich und auf beiden Kanälen denkbar. Die Gewinnchance auf das Exemplar des Bilderbuches verdoppelt sich damit.

Der Versand des Gewinns erfolgt durch mixtvision. Zu diesem Zweck gebe ich die Adresse der Gewinnerin/des Gewinners an den Verlag weiter.

Viel Glück! Eure Steffi

Nachtschwärmer*innen #10jahrebrittateckentrup

„Mond – Eine Reise durch die Nacht“ – Britta Teckentrup

Verlag arsEdition, erschienen am 21.03.22, Preis 12,00 € [D], Pappbuch, ab 3 Jahren, 24 Seiten, ISBN: 978-3-8458-4673-6, hier geht’s zum Buch

„Hast du je darüber nachgedacht, warum der Mond scheint in der Nacht?

Wie Menschen, Tiere, Pflanzen, Bäume nachts in seinem Lichte träumen?“

Spitze durch das Guckloch und begleite den Mond auf seiner magischen Reise. Entdecke, wie sich seine Gestalt verändert, wie aus einer schmalen Sichel langsam aber sicher ein großer runder Vollmond heranwächst und welche Tiere er mit seinem Licht durch die Dunkelheit leitet.

Mit dieser handlichen Pappausgabe wird Britta Teckentrups bekanntes Bilderbuch „Mond“ schon kleinen Nachtschwärmer*innen zugänglich gemacht.

Klein, aber oho!

Meine Räubertochter hegt schon seit geraumer Zeit eine Faszination für den Weltraum, für den glitzernden Nachthimmel, die leuchtenden Sterne und die Planeten im All. Den Mond entdeckt sie oft schon beim morgendlichen Weg in den Kindergarten und behält ihn über den ganzen Tag hinweg im Auge. Sie bemerkt, wie er sich vom nahezu unscheinbaren Himmelsobjekt in eine leuchtende Kugel verwandelt, dass seine Gestalt der stetigen Veränderung unterliegt, von der schmalen Sichel bis hin zum prallgefüllten Vollmond. 

Ihre Sternenbibliothek ist mittlerweile nicht nur gut mit Büchern zu dem Thema bestückt, sondern auch von einem leuchtenden Mond und Sternen eingebettet, die sich über ihre Kinderzimmerwand erstrecken und sie nachts sanft in den Schlaf wiegen. Klar, dass Britta Teckentrups Bilderbuch „Mond“ längst bei uns wohnt. Doch neuerdings gesellt sich eine kleine aber feine Pappbuchausgabe dazu, die erst kürzlich erschienen ist und die Geschichte nun schon einer etwas jüngeren Leserschaft zugänglich macht. Der Verlag selbst empfiehlt das Buch ab 3 Jahren, ich bin der Meinung, es kann schon weitaus früher eingesetzt werden. Durch das handliche und kleinkindgerechte Format entpuppt sich das Buch als robuste und leicht zu verstauende Reise- und/oder Klo-Lektüre.

Nun kommt diese Ausgabe zwar recht klein daher, aber nicht minder magisch. Durch ein spielerisches Guckloch zeigt sich der Mond von seiner besten Seite. Schon beim Blick auf das Cover werden die kleinen Leser*innen dazu animiert, hindurch zu blicken. Das schafft einen Anreiz, entfacht die Neugierde und bindet sie ins Geschehen ein. Schnell finden sie sich auf den dahinter verborgenen Seiten wieder, die den Mond im unterschiedlichen Gewand zeigen. Doch nicht nur das, auf jeder Seite finden sich auch Tiere ein, die vom Licht und der Veränderung des Mondes geprägt sind. Er ist es, der sie navigiert, ihnen Licht und Sicherheit schenkt.

„Der volle Mond schickt helles Licht, das funkelnd in den Wellen bricht. Und in des Meeres dunklen Weiten befiehlt der Mond ihm die Gezeiten.“

Britta Teckentrups Bilder kommen bunt und magisch daher. Aufgrund der Nachtszenerien bleibt der Hintergrund konstant dunkel, während die Tiere und der Mond in üppigen Farben um die Wette strahlen. Durch den Schein einer Nachttischlampe entfalten sich die facettenreichen Bilder besonders kräftig, weshalb uns die Geschichte als wunderbare Gute-Nacht-Lektüre begegnet. Klar, schließlich geht es hier ja um den Mond.

Die wunderbar stimmigen Verse von Patricia Hegarty, die von Maria Höck ins Deutsche übertragen wurden, schenken der Geschichte nicht nur eine wunderbar melodische Untermalung, sie geben den Kindern auch ganz spielerisch Wissen an die Hand. So lernen sie zum Beispiel dass es sich bei Aras um Papageien handelt, ein Skorpion nachts leuchtend blau glüht, dass Papageien in klirrender Kälte wohnen und der Mond dort von grünen Nordlichtern umgeben ist, dass der Mond den Flug der Vögel leitet, zur richtigen Zeit nach Süden und die Vögel gleich mit sich zieht, dass Schildkröten in der Nacht an Land schwimmen und dort ihre Eier im Sand vergraben und dass das Licht des Vollmondes dem Meer eine glitzernde Decke schenkt.

„Im Dschungel, durch ein Dach aus Grün, sind silberne Strahlen des Mondes zu sehn. Hörst du die Lieder im Urwald erklingen, wenn Aras und Frösche gemeinsam singen?“

Egal ob groß oder klein – „Mond“ ist eine wunderbare Bereicherung fürs Kinderbuchregal und sollte bei allen Nachtschwärmer*innen und Mondliebhaber*innen zuhause stehen. 

Eine Verlosung im Rahmen der Blogtour „10 Jahre Britta Teckentrup bei arsEdition“

Britta Teckentrup ist ein Garant für poetische Bilderbuchreisen. Leser*innen auf der ganzen Welt wissen um die Faszination, die von ihren Büchern ausgeht. In mehr als 20 Ländern sind bereits über 100 Bilderbücher erschienen, viele davon sind bereits mehrfach ausgezeichnet worden. 

Dass die Illustratorin, Autorin und freie Künstlerin aus Berlin nun schon seit sage und schreibe 10 Jahren Kinderbücher bei arsEdition veröffentlicht, gibt uns Anlass zum Feiern. Und deshalb haben wir in freundlicher Unterstützung mit dem Verlag eine Blogtour ins Leben gerufen, wodurch ich heute ein Exemplar der wunderbaren Pappbuchausgabe von „Mond“ an euch verlosen darf.

Die wunderbare Vielfalt von Britta Teckentrups Bilderbüchern haben euch 7 Bloggerinnen (inklusive meiner Wenigkeit) auf ihren Kanälen gezeigt. Spitz gerne in meinen vorangegangenen Beitrag und klick dich durch alle teilnehmenden Blogs. Gestern hat sich Maike von Buchkinder der Pappbuchausgabe von „Bienen – Kleine Wunder der Natur“ gewidmet, morgen dürft ihr in den letzten Beitrag von Frau Bücherfee eintauchen … psst! sie hat einen ganz großen Schatz von Britta Teckentrup dabei.

Da ich sowohl hier auf dem Blog als auch auf Instagram eine treue Leserschaft habe, möchte ich euch auf beiden Kanälen die Möglichkeit geben, in den Lostopf zu springen.

Für ein Los auf dem Blog würde ich euch bitten, mir bis Dienstag, 05.04.22, 23:59 Uhr zu verraten, welches bislang euer Lieblingsbuch von Britta Teckentrup ist. 

Die Teilnahmebedingungen für das Los auf Instagram könnt ihr meinem Instagram-Post  auf @lesenslust entnehmen, der zeitgleich mit diesem Beitrag veröffentlicht wird. 

Viel Glück!

Eure Steffi

[Werbung: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von arsEdition als Rezensions- und Verlosungsexemplar zur Verfügung gestellt.]

[Der Versand des Gewinns erfolgt durch den Verlag. Zu diesem Zweck (und nur dazu) gebe ich die Adresse der Gewinnerin/des Gewinners an den Verlag weiter.]

Superideen für drinnen & draußen

„Kalle und Elsa – Superideen zum Spielen, Malen und Basteln“

Bohem Press, erschienen im März 2022, Preis 12,00 € [D], Broschur, ab 4 Jahren, 64 Seiten, ISBN: 978-3-95939-204-4, hier geht’s zum Buch

Mit dem Einzug des ersten Abenteuers von Kalle und Elsa ist eine große Liebe für das Bilderbuchduo bei uns herangewachsen. Denn Jenny Westin-Verona und Jesús Verona ist mit ihrem Freunde-Duo nicht nur ein Gespann gelungen, das im Bezug auf Hautton und Geschlechterrollen divers daherkommt, sondern auch, dass besonders viel Fantasie an den Tag legt. Während die beiden Freunde in „Kalle und Elsa“ den heimischen Garten kurzerhand zum Dschungel erklären, begegnen sie in „Kalle und Elsa – Ein Sommerabenteuer“ am Strand einem Meeresungeheuer und fliegen in „Kalle und Elsa … lieben die Nacht“ mit ihrem selbstgebauten Raketenbett in den Weltraum.

Nun hat Bohem Press die schönsten Szenerien aus den drei bislang erschienenen Bilderbüchern des schwedischen Erfolgsduos in einem Band vereint und ein kreatives Beschäftigungsbuch für kleine Leser daraus gezaubert. Auf insgesamt 29 Doppelseiten finden Kinder und Eltern hier ganz viele Anregungen zum Malen, Basteln und Spielen.

Das Buch funktioniert sowohl eigenständig als auch als Ergänzung zu den bereits erschienenen Bilderbüchern. Kinder, die Kalle und Elsa bislang noch nicht kennengelernt haben, werden gleich auf der ersten Seite unmittelbar ins Geschehen gezogen und dazu eingeladen, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. So ist es an ihnen, zu bestimmen, wen Kalle und Elsa auf dem Weg nach draußen vor der Tür antreffen. Kinder, die mit den Abenteuern der beiden Freunde bereits vertraut sind, finden sich hier direkt im ersten Bilderbuchabenteuer „Kalle und Elsa“ wieder, wo Kalle und Elsa plötzlich ein herrlich wildes Gefühl ergreift, als sie auf den Apfelbaum im Garten klettern und am Boden einen Wolf erspähen, der sich wenig später in unheimlich gefährliches Krokodil verwandelt.

So groß wie die Fantasie der beiden Kinder in den Bilderbuchabenteuern daherkommt, so vielfältig kommen auch die Beschäftigungsideen im Buch daher. Hier hat sich ein ganzes Sammelsurium an Superideen zusammengefunden, die sich an Kinder unterschiedlichen Alters richten. Das Niveau der einzelnen Ideen ist für Kinder vom Kindergartenalter bis zur dritten Klasse geeignet. Das Buch schenkt ihnen nicht nur viel Platz zum Malen, sondern auch viel Gelegenheit zum Zuordnen, Suchen und Unterscheiden von Dingen, zum (ersten) Zählen und Wörter legen.

Was uns im ersten Moment wie ein Ideenbuch für drinnen begegnet (das in aktuell unvermeidbaren Quarantäne- und/oder Isolationsphasen Gold wert ist), entpuppt sich auch als wunderbare Ideenschmiede für Unternehmungen an der frischen Luft. Hier kann man sich dann dem Spiel Himmel und Hölle, einer Nachtwanderung oder einem Tipibau annehmen. Wer lieber drinnen bleiben will (oder muss) kann sein gesammeltes Strandgut aus dem letzten Strandurlaub zu kreativen Bildern zusammenlegen, eine Seifenlauge für Seifenblasen mischen, ein Space Shuttle oder Planetenmobile basteln. Oder aber man nimmt sich einem der zahlreichen Rezepte an, die von selbstgemachten Kartoffelchips bis hin zu Schokokeksen und schwedischem Schokoladenkuchen KLADDKAKA reichen. 

Unter anderem findet man im Buch auch ein Spielfeld für das Spiel „Von der Erde zum Mond“, für das man lediglich einen Würfel und Spielfiguren braucht, um es zu spielen. Überhaupt fanden die Bilder aus „Kalle und Elsa … lieben die Nacht“ bislang am meisten Anklang bei meiner 4-jährigen Räubertochter, die den dritten Band zu ihrem liebsten erklärt hat. Es mag sicherlich an ihrer Begeisterung fürs Weltall und ihren nächtlichen Raketenbettflügen in den Weltraum liegen, dass diese Bilder bei ihr so beliebt sind. Denn insgesamt kommt jedes Einzelne von Jesús Veronas Illustrationen so bunt und facettenreich daher, dass es der Fantasie Flügel verleiht.

„Kalle und Elsa – Superideen zum Spielen, Malen und Basteln“ ist ein Garant für kreative (Familien-)Stunden drinnen und draußen. Es stattet uns mit einem Kreativequipment aus, das für jede Menge Unterhaltung und Spaß sorgt und auch nach längerem Einsatz nicht langweilig wird. Es ist eine wunderbare Bereicherung unserer bisherigen Kalle und Elsa – Sammlung. Wir hoffen dennoch, dass die Reihe fortgesetzt und schon bald um ein weiteres Bilderbuchabenteuer ergänzt wird.

Kinderfreuden #55: Hummelige Botschaften

„Die kleine Hummel Bommel – Du kannst fliegen“ – Britta Sabbag, Joelle Tourlonias, Maite Kelly

Verlag arsEdition, erschienen am 25. Februar 2022, Preis 15,00 € [D], Hardcover, ab 3 Jahren, 32 Seiten, ISBN: 978-3-8458-4650-7, hier geht’s zum Buch

Wer seinen Kindern, lieben Herzensmenschen oder auch sich selbst eine Freude machen will, hat mit diesem poetischen Bilderbuch ein wahres Herzensbuch zur Hand.

„Die kleine Hummel Bommel – Du kannst fliegen“ vereint 14 ermutigende Hummel Bommel -Botschaften und dient kleinen und großen Leser*innen als Impulsgeber für innere Stärke, Mut und Selbstvertrauen.

Es ist eins jener Bilderbücher, das seinen Leser*innen Flügel verleiht.

Blickwinkel aus großen Augen

Mit „Die kleine Hummel Bommel – Du kannst fliegen“ hat das bekannte Dreiergespann Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias nun ein poetisches Bilderbuch geschaffen, in dem erstmals die Botschaften der beliebten Hummel vereint sind. Während es Hummel Bommel – Neulingen ganz unabhängig von den bereits erschienenen Geschichten begegnet, sorgt es bei Hummel Bommel – Fans für einen hohen Wiedererkennungswert. Denn die einzelnen Botschaften sind bereits erschienenen Bilderbüchern zuzuordnen. 

Es sind mir mitunter bereits vertraute einfühlsame Zeilen, mit denen Britta Sabbag und Maite Kelly den Kindern wichtige Botschaften und bestärkende Impulse an die Hand geben, die ihnen Mut schenken, innere Kraft verleihen und sie darin bestärken, sich allen Ängsten und aller Unsicherheit zum Trotz mit offenem Herzen hinaus ins Leben zu wagen und ihre Zeit mit den Menschen zu verbringen, die sie lieben. 

„Du bist geboren, weil du richtig bist.“

Es ist die erste Botschaft im Buch, die es mir besonders angetan hat. Denn was das schreibende Duo hier mit wenigen Worten auszudrücken vermag, ist genau das, was ich meiner Tochter jeden Tag mit auf den Weg geben möchte. Dass sie mir wichtig ist. Dass sie genauso wie sie ist, richtig ist, ich stolz bin, ihre Mutter sein zu dürfen.

Insgesamt sind es 14 solcher Botschaften, denen wir im Buch begegnen. Botschaften, die in den vorangegangenen Bilderbuchgeschichten bereits transportiert werden, nun aber völlig eigenständig stehen. Das mag zum einen dafür sorgen, dass das Bilderbuch sich auch als ideales Geschenkbuch für Herzensmenschen jeglichen Alters entpuppt, zum anderen aber auch, dass es kleineren Kindern etwas zu poetisch / spirituell begegnen könnte, weil die dazugehörige Geschichte fehlt. Ich sehe hier ein ähnliches „Problem“ wie beim Bilderbuch „Vielleicht“ von Kobi Yamada und Gabriella Barouch, das sich für mich als Bilderbuchperle entpuppt hat, für meine Tochter aber nur als ein Bilderbuch von vielen in Erinnerung blieb, wenn auch als eines mit besonders schönen Bildern.

Die Altersempfehlung des Bilderbuchs liegt wie bei den Bilderbuchabenteuern bei 3 Jahren. Fantasiereichen Kindern (ohne Hummel Bommel – Erfahrung) könnte dieser auf die Botschaften reduzierte Stil jedoch auch als Einladung begegnen, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und mit ihren Eltern ins Gespräch zu kommen. Für Hummel Bommel – Fans wird das Bilderbuch zu einer tollen Ergänzung mit hohem Wiedererkennungswert, die sicherlich dazu einlädt, die im Regal beherbergten Geschichten wieder aufzustöbern und die Botschaften den einzelnen Geschichten zuzuordnen.

„Manchmal weht dich der Sturm um. Und scheint alles verloren – egal, was auch ist: Denk daran, wer du bist.“

Joëlle Tourlonias hat sich mit ihrem zauberhaften Illustrationen schon damals in das Herz meines Patenkindes Lena (und mir) gezeichnet. Das erste Abenteuer von Bommel setzte den Grundstein für eine große Hummel-Liebe, die sich über viele Jahre erstreckte und auch dann nicht abflachte, als sie schon lange der Altersempfehlung entwachsen war. Meine Tochter hat bislang hauptsächlich Berührungspunkte mit der Baby Hummel Bommel, hat mit 1-2 Jahren fast ausschließlich das Pappbuch „Die Baby Hummel Bommel – Gute Nacht“ als Gute-Nacht-Geschichte eingefordert und kann die Reime noch heute auswendig. Doch das Portfolio der Illustratorin ist groß und so sind über die letzten vier Jahre eine ganze Reihe an von ihr illustrierten Bilderbücher bei uns eingezogen, zuletzt das Vorlesebuch „Anouk, die nachts auf Reisen geht“, ebenfalls bei arsEdition erschienen. 

Was mir bei „Die kleine Hummel Bommel – Du kannst fliegen“ besonders gut gefällt, ist die Schlichtheit ihrer Illustrationen in zarten Pastelltönen mit Fokus auf eine Botschaft bzw. Hauptillustration pro Doppelseite. Auch das dezent gehaltene Cover mit filigraner Goldprägung ist optisch ein Genuss.

Fest steht, die Lektüre dieses Bilderbuchs tut der Seele gut. Sie macht von innen stark und schenkt uns in diesen herausfordernden Zeiten genau die Kraft und Zuversicht, die wir aktuell am dringendsten brauchen. 

„Finde deine Flügel. Dann breite sie aus – finde es für dich heraus. Dein Mut trägt dich überallhin.“

Blickwinkel aus kleinen Augen

Emmas Urteil:

Gefällt dir das Bilderbuch, Emma?

Ja. Als ich noch kleiner war, hast du mir schon von der Baby Hummel Bommel vorgelesen. Jetzt ist sie genauso groß geworden wie ich. Wir sind jetzt gar keine Babys mehr.

Erzählt das Buch eine Geschichte?

Nein. Du hast aber gesagt, dass es mir Kraft und Mut schenkt. Da sind lauter schöne Worte drin, die mich glücklich machen.

Welches ist deine Lieblingsseite?

Die mit den gelben Blumen. Weil die Hummel Bommel sich da in das Blumenbett kuschelt und du mir vorgelesen hast, dass die Liebe sich wie ein Sonnenstrahl anfühlt. Und das finde ich so schön, weil ich ja immer sage, dass du sonnenlieb bist, Mama. Deine Liebe wärmt mich (ich habe zum Muttertag eine Blume geschenkt bekommen, in der Emma mir die Eigenschaft „sonnenlieb“ zugeordnet hat).

Die Botschaft dieser Seite:

„Liebe macht sich von innen stark. Du musst sie nicht sehen, um sie zu verstehen. Sie ist wie ein Sonnenstrahl. Liebe ist Liebe.“

Erzählst du uns von deinem Traum, den du nach dem Lesen des Buches hattest?

Ich war genauso klein wie die Hummel Bommel und habe mich genau wie sie mit einem Blatt zugedeckt und in das Blumenbett der gelben Blume gekuschelt.

Als was warst du dieses Jahr an Fasching verkleidet?

Als Biene und nach dem Mittagessen sah ich aus wie die Hummel Bommel. Dann hatte ich nämlich einen ganz dicken Bauch. 

Ist neuerdings Fan von:

Honigbrot 

[Werbung: Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von arsEdition als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt]

Nach Sonne dürstend

„Die Sonnenwächterin: Eine Frühlingsgeschichte“ – Maja Lunde, Lisa Aisato

btb Verlag, erschienen am 9. November 2021, Preis 15,00 € [D], Hardcover, 208 Seiten, ISBN: 978-3-442-75933-0, hier geht’s zum Buch

„Wenn ich die Augen schloss, konnte ich auf den Wangen und der Nase noch die Sonne spüren, die prickelnde Wärme, die sich in mir ausbreitete und mit nichts zu vergleichen war, die mein Herz erweichte und meine Gedanken beruhigte. In gewisser Weise hatte ich also eine Vorstellung von der Sonne, obwohl sie vor langer Zeit verschwunden war, damals war ich gerade ein Jahr alt gewesen.“

Zitat, Seite 3

Lilja lebt in einer Welt ohne Licht. Das Dorf, in dem das kleine hagere Waisenmädchen mit ihrem Großvater wohnt, ist von ewiger Dämmerung erfüllt. Hier gibt es keine Jahreszeiten, keinen Wechsel zwischen Tag und Nacht und keine Sonne, an deren prickelnde Wärme sich Lilja noch genau erinnern kann. Nur ewiger Regen und trübes Licht. Es ist Liljas Großvater, der die Leute im Dorf mit Nahrung versorgt. Sein Gemüse ist ihr Lebenselixier. Die Turmuhr am Markplatz ihr Taktgeber. 

Eines Tages vergisst der Großvater sein Brot auf dem Tisch. Lilja will es ihm bringen und entdeckt dabei einen geheimen Pfad hinter Großvaters Gewächshaus. Es ist verbotenes Terrain und dennoch kann sie nicht widerstehen. Sie folgt dem Pfad in den Wald, der in ihr eine große Furcht aber gleichzeitig auch Neugierde weckt. Hier eröffnet sich ihr bald eine ganz neue Welt. Eine Welt, von der sie nicht zu träumen gewagt hat und die Fluch und Segen zugleich ist. Und mit dem Betreten dieser Welt beginnt ihr wohl größtes Abenteuer.

„Die Wärme umschloss meinen Körper und es fühlte sich plötzlich an, als würde ich um mehrere Zentimeter wachsen. Das Gleiche geschah anscheinend auch mit den Pflanzen. Sobald das Licht auf sie fiel, passierten die unglaublichsten Dinge. Blütenknospen öffneten sich, an einem Busch sah ich die Tomaten erröten, die Blaubeeren auf dem hügeligen Boden nahmen noch eine dunkelblauere Färbung an, und die Apfelsinen an einem der Äste wurden intensiver orange.“

Zitat, Seite 58

Hier, in diesem von Bergen umgebenen Tal begegnet Lilja einem wohlgenährten Jungen mit erdbeerroten Wangen und einer mit Sommersprossen übersäten Nase. Sie ist umgeben von dem raschelnden Blätterdach der üppigen Bäume und einem Meer aus dichtem Gras und Blumen, deren Farben sie bislang nur aus dem Malkasten ihres Vaters kannte. Lilja kann ihr Glück kaum fassen. Nie hätte sie gedacht, dass sie all das jemals sehen würde. Und es kommt noch besser. Denn hinter einem Stahltor in der Felswand liegt sie verborgen: Die verloren geglaubte Sonne. Es ist ihre Wärme und ihr Licht, das die Pflanzen und Blumen im Tal nährt und am Leben erhält. Doch die Sache hat einen Haken. Denn es darf nur zwei Mal am Tag für eine Sanduhr lang geöffnet werden. Es ist eine der Bedingungen, an der der Aufenthalt des im Tal lebenden Jungen geknüpft ist. Genau wie das Umsorgen der Beete und das Befüllen eines Korbes für das Dorf. Es sind die Regeln der Sonnenwächterin, die hier herrscht.

Und während Lilja sich fortan täglich am Ertrag dieses Paradieses labt, nagt schon bald das schlechte Gewissen an ihr und lässt sie eine folgenschwere Entscheidung treffen.

„Endlich gab es einen Ort, wo ich von allem wegkam. Von unserem beengten Zuhause, von meinem Dorf, von allen, die sich in Gummistiefeln und weiten Regenmänteln durch die Gegend schleppten mit Ringen unter den Augen, schwarz wie Regenwolken. Das hatte ich zumindest gedacht, aber jetzt wollten meine Beine plötzlich nicht mehr rennen. Sie wurden schwerer, je tiefer ich in den Wald kam und je mehr ich mich dem Tal näherte. Schließlich fühlte es sich an, als hinge Schlamm an meinen Stiefeln. […] Es war nicht gerecht, dachte ich, es war nicht gerecht, dass nur ich in dem Tal sein durfte, dass nur ich so viel essen durfte, wie ich wollte, und die Wärme der Sonne spüren.  Es war nicht gerecht, dass der Junge und ich das alles haben durften und die anderen Menschen im Dorf weiterhin im Dämmerlicht leben mussten.“

Zitat, Seite 82

Ich bin dem Ruf gefolgt, der in der Adventszeit von den Zeilen meines Bloggerkollegen und Freundes Arndt (von AstroLibrium) über ein Werk ausging, in das ich unbedingt selbst eintauchen wollte. Es ist „Die Sonnenwächterin“ von Maja Lunde, die bei mir ein Zuhause fand. Der zweite, völlig eigenständige Teil eines großen Jahreszeitenquartetts für die ganze Familie, der mit 27 Kapiteln und so farbenfrohen und gefühlvollen Illustrationen von Lisa Aisato daherkommt, dass mir beim Lesen ganz warm ums Herz wurde.

Schon 2018 sorgte das Erfolgsduo mit ihrer Geschichte um „Die Schneeschwester“ für Begeisterung bei ihren Leser*innen. Es war der Auftakt eines Quartetts, das nicht nur bunt und atmosphärisch, sondern auch besonders daherkommt. Sowohl der hochwertige, von einem Schutzumschlag umhüllte Einband, als auch die darin verborgene Geschichte schaffen es gleichermaßen, mich zu begeistern. Es ist das harmonische Zusammenspiel aus Text und Bild, das der Geschichte Leben einhaucht, den Leser und die Leserin einbettet, in ein berauschendes Meer aus Farben, Gefühlen und Gerüchen. 

Ich entschied mich dazu „Die Sonnenwächterin“ ebenfalls in der (Vor)Weihnachtszeit zu lesen. Denn warum sollte man sich im Dezember immer nur auf saisonale Geschichten beschränken, wenn man der kalten und dristen Jahreszeit auch so viel Farbe und Wärme einhauchen kann!? Die Gefühle, die Maja Lunde mit ihren berührenden Zeilen in mir freisetzte, fanden sich in Lisa Aisatos ausdrucksstarken Illustrationen wieder. Ihre Bilder sind erfüllt von einem Facettenreichtum an Gefühlen: von Tristesse, Angst, Hunger und dem unbändigen Wunsch nach Wärme, aber auch von Glück, Liebe, Freiheit und Leben. 

Doch nicht nur Aisatos Bilder sondern auch Lundes Figuren begegnen einem vielfältig. Es ist nicht nur das Waisenmädchen Lilja oder der Junge aus dem Tal, dessen Konturen sich hier von Seite zu Seite zu Persönlichkeiten entfalten, es ist auch Liljas Großvater, die vom Hunger gezeichneten Freunde von Lilja, die von Wut beherrschte Sonnenwächterin oder der treu ergebene Vierbeiner des Jungen, die im Lauf der Geschichte an Farbe gewinnen.

Maja Lunde, die sich bereits in ihrem Klimawandel-Quartett (u.a. „Die Geschichte der Bienen“ oder „Die Geschichte des Wassers“) mit Umwelt- und Politikthemen kritisch auseinandersetzt, ermahnt uns auch mit dieser Geschichte zu einem achtsamen und ressourcenschonenden Umgang mit der Natur. Sie zeigt uns nicht nur wie schön sondern auch wie vergänglich sie ist. Dass unser aller Leben unweigerlich mit ihr verbunden ist, wozu Menschen in Not im Stande sind und welch‘ menschlichen Abgründe sich dabei auftun können.

Doch auch wenn „Die Sonnenwächterin“ sicherlich kleine wie große Leser*innen zu begeistern versteht, kann ich sie Familien nicht uneingeschränkt ans Herz legen. Die Geschichte, die mitunter keine leichte Kost darstellt, sollte nur älteren Kindern, im Optimalfall mit erwachsener Lesebegleitung, zugemutet werden. Viele Passagen kommen sehr beängstigend oder emotional aufwühlend daher und sorgen mitunter für ein langes und tiefgehendes Nachhallen. Diesem Gedankenprozess ist sicherlich nicht jeder gewachsen, bringt aber auch einen gewissen Lern- bzw. Reflexionsprozess mit sich.

Das vorweihnachtliche Gedankenspiel von Arndt zur Sonnenwächterin lässt sich bei Instagram unter dem Hashtag #sonnenwächterinAstroLibrium nachverfolgen.

In seine Besprechung zum 1. Band des Jahreszeitenquartetts „Die Schneeschwester“ könnt ihr hier eintauchen.

Dieses Buch, ein Leben

„Der Leuchtturmwärter und ich“ – Benjamin Morpurgo, Benji Davies

Magellan Verlag, erschienen am 13. Juli 2021, Preis 13,00 € [D], Hardcover, ab 8 Jahren, 120 Seiten, ISBN: 978-3-7348-4109-5, hier geht’s zum Buch

Benjamin Postlethwaite ist ein Eigenbrötler. Er lebt seit vielen Jahren zurückgezogen in einem Leuchtturm auf Puffin Island und weist mit dem Nebelhorn und Leuchtfeuer seines Leuchtturms zahlreichen Schiffen den Weg. Ohne ihn wäre schon so manches Schiff auf den Felsen vor den Scilly-Inseln zerschellt und so mancher Passagier ertrunken. Doch auch das hellste Licht vermag nicht jedes Schiff zu retten und so wird der Viermaster Pelikan eines Nachts von der tosenden See auf die Felsen geworfen.

Benjamin sieht die Gefahr und rettet in fünf Zügen allen dreißig Männern, Frauen und Kindern das Leben bevor der Schoner vom Meer verschluckt wird. Auch Allen Williams und seine Mutter befinden sich unter den Geretteten. Allen, damals noch ein Kind, ist dem Leuchtturmwärter dafür nicht nur auf ewig dankbar, sondern bleibt ihm auch noch ein Leben lang verbunden. Trotz seines ernsten und unnahbaren Wesens ist Allen es, für den Benjamin am Abend der Rettung ein Lächeln übrig hat. Der Leuchtturmwärter schenkt ihm zum Abschied eines seiner Schiffsgemälde.

Als Teenager fasst Allen einen Entschluss: nach dem erfolgreichem Abschluss der Schule will er sich auf ein Abenteuer begeben und dabei auch Halt in Puffin Island machen. Denn auch wenn seine Briefe an Benjamin unbeantwortet bleiben, kann er ihn nie vergessen. 

Ein atmosphärisches Unterfangen

Wenn das Cover und die Kurzbeschreibung eines Kinderbuchs so verführerisch daherkommen wie bei „Der Leuchtturmwärter und ich“, dann kann ich kaum widerstehen, mich einer Geschichte selbst anzunehmen, selbst wenn sie in erster Linie für ein jüngeres Publikum geschrieben wurde. Dass ich in das vorliegende Kinderbuch aber unbedingt selbst eintauchen musste, hatte noch einen ganz anderen Grund, nämlich, weil es von Benji Davies illustriert wurde.

Der britische Autor, Illustrator und Filmregisseur Benji Davies, der in diesem Fall „nur“ als Illustrator tätig wurde, ist seit den Walgeschichten (u.a. „Nick und der Wal“) ein fester Bestandteil unseres Kinderbuchregals. Wir haben die meisten seiner Bilderbücher im Regal stehen und können uns an seinen bunten und berauschenden Bildern (u.a. in „Opas Insel“) kaum sattsehen. Seine Illustrationen fallen in der Regel so detailreich und lebendig aus, dass gar kein Text von Nöten ist, um die darin abgebildete Geschichte zu erfassen.

Auf seine Illustrationen in Michael Morpurgos Geschichte war ich deshalb sehr neugierig. Denn während die Illustrationen in Bilderbüchern eine dominierende Rolle spielen, weil der Fokus der kleinen Leser*innen eben noch auf den Bildern liegt, nehmen sie in Kinderbüchern i.d.R. nur noch einen begleitenden Part ein. Dass das dem Wert der Illustrationen keinen Abbruch tun muss, zeigt „Der Leuchtturmwärter und ich“. Denn hier begegnen mir Davies‘ Bilder wie eh und je, sie sind bunt und lebendig, fügen sich sehr harmonisch ins Schriftbild ein und und füllen oft sogar eine ganze Doppelseite aus. Da kann es einem schon mal passieren, dass man sich mitten auf tosender See wiederfindet.

Eine lebenslange Verbundenheit

Ich muss gestehen, Michael Morpurgo, der wohl zu den bekanntesten britischen Kinder- und Jugendbuchautoren zählt, war mir lange kein Begriff. Doch mit „Mein Weihnachtswunsch für dich“ hatte der Autor mich für sich gewonnen und so war es nicht groß verwunderlich, dass er mich mit seiner ruhigen aber nicht minder lebendigen Sprache, die von Henning Ahrens ins Deutsche übertragen wurde, in dieser Geschichte erneut zu begeistern verstand.

„Wir waren schon völlig verzweifelt, als wir in der Dunkelheit ein Boot auf uns zukommen sahen – ein winziges Ruderboot mit einem Mann darin, das auf den riesigen Wellen ritt.“

Zitat, Seite 13

Es ist jene stürmische, von heftigem Gewitter durchzogene Nacht, in der man sich als Leser*in gleich zu Beginn wiederfindet. Was Morpurgo hier zu spinnen beginnt, ist nicht nur ein weitreichendes Beziehungsgeflecht zwischen den beiden Protagonisten Allen und Benjamin (kurz Ben), das weit über die tosende See hinausreicht, sondern auch eine ganz beeindruckende Lebensgeschichte eines jungen Mannes, die nicht immer von Leichtigkeit und Glück gezeichnet ist und dennoch zu einem guten Ende findet.

Allen muss schon in jungen Jahren sehr prägende Erfahrungen sammeln. Sein Vater stirbt kurz nach seiner Geburt, er wächst bei seiner Mutter auf, die aus Ermangelung finanzieller Mittel mit ihm zu den kalten Großeltern väterlicherseits zieht, wo er mit unzähligen Regeln seines Großvaters und der Härte seines Kindermädchens konfrontiert wird. Als sie kündigt, wird er aus Strafe vom Großvater auf ein Internat gesteckt. Die Mutter, gesundheitlich und emotional sehr geschwächt, schafft es nicht, sein Schicksal abzuwenden. Im Schulleiter des Internats stößt er erneut auf Ablehnung und muss nicht selten Geländeläufe bei Wind und Wetter absolvieren. Doch was in erster Linie der Bestrafung dient, bringt Allens Talent fürs Laufen zum Vorschein. Er entdeckt dabei seine Liebe zur Natur.  

„Ich genoss das Laufen. Ich genoss es, allein zu sein. Ich liebte den Wind und den Regen, den Matsch und die Vögel, die ich am Fluss sah: Reiher, Eisvögel und Kormorane. Ich wurde ein so guter Gelände-Läufer, dass man mich ins Schul-Team aufnahm. Ich gewann Wettläufe und bekam Medaillen, was allen zu gefallen schien, nicht zuletzt Herrn Mortimer. Wenn er nun mit den Augenbrauen wackelte, dann bewundernd und anerkennend.“

Zitat, Seite 36/37

Seine Kopien von Bens Gemälde, dass er sicher in einer Kiste verwahrt und dennoch detailgetreu im Kopf hat, finden Anklang beim Kunstlehrer. Sein Leben wird immer besser. Als Allens Mutter am Internat eine Anstellung als Französischlehrerin und in der Nähe der Schule eine Wohnung findet, darf Allen wieder zu seiner Mutter ziehen, wo er eines Tages auf einen Zeitungsartikel über den Leuchtturmwärter stößt. Er schreibt ihm erneut. Doch auch dieser Brief bleibt unbeantwortet. Allen lässt es nicht los, er will wissen, was aus dem alten Leuchtturmwärter geworden ist und so macht er sich auf den Weg nach Puffin Island. Zu seiner Überraschung wird nicht nur er, sondern auch ein verletzter Papageientaucher in Bens Leuchtturm gespült.

„Der kleine Vogel wurde zum Mittelpunkt unserer Welt, egal, wie sehr die Stürme tobten, egal, wie stark der Leuchtturm schwankte. Wenn wir ihn betrachteten, mussten wir lächeln. Nichts war uns wichtiger, als ihn fliegen zu sehen.“

Zitat, Seite 64

Hier sind wir ungefähr bei der Mitte des Buches angelangt, an der sich aus Allen und Ben ein wunderbar harmonisches Gespann aus Jung und Alt zusammenfügt, das sich fortan nicht nur rührend um den verletzten Papageientaucher kümmert, sondern auch die Liebe zum Malen, zu Büchern und zur Natur teilt. Das Leben entzweit die beiden Männer jedoch ein weiteres Mal, als Allen in den Krieg ziehen muss. Ungern möchte ich den weiteren Verlauf der Geschichte vorneweg nehmen, es jedoch nicht unerwähnt lassen, dass Allen erneut das Leben in all seiner Härte zu spüren bekommt.

Michael Morpurgo erzählt nicht nur eine berührende Geschichte über eine lebensverändernde Freundschaft, sondern auch über einen jungen Mann, der allen Hindernissen zum Trotz, seinen Platz im Leben findet. Es ist eine jener Geschichten, die Kindern das Leben mit all seinen Facetten aufzeigt, die ihnen Mut macht und sie darin bekräftigt, ihre Stärken und Talente zu entdecken und ihrem Herz zu folgen. 

Und so sei dieses wunderbar atmosphärische und lehrreiche Kinderbuch allen kleinen und großen Leser*innen uneingeschränkt ans Herz gelegt. Dieses Buch, ein Leben.