Liebe ist was für Idioten

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Liebe ist was für Idioten. Das beschließt Viki, als sie sich ihrer ersten großen Liebe hingibt und bereits wenig später fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Von da an hält sie Abstand von allem, was mit Liebe zu tun hat.

Doch die Drogen, der wummende Beat und die kräftigen Schultern von Jay Feretty, Schulschönling und Rockstar, sind stärker. Eigentlich kann Viki den Blondschopf nicht leiden, der seine Mädels wie Unterwäsche wechselt, einen auf Weltverbesserer macht und  superstylisch durch die Gegend rennt. Nur doof, dass es Viki ist, die nach einer berauschenden Nacht in seinem Bett aufwacht. Nackt natürlich.

Sie ergreift die Flucht, kann es nicht fassen, dass sie scheinbar kein bisschen anders ist als die anderen: Naiv, blauäugig und hungrig nach Liebe. Doch Jays tiefblaue Augen lassen Viki nicht mehr los und auch Jay scheint Viki gar nicht durch eine Andere ersetzen zu wollen. Kann es tatsächlich Liebe sein? Nein. Schließlich ist Liebe nur was für Idioten!

„Sein Hals riecht nach frischem Aftershave; der Duft frisst sich durch meine Nasenhöhle bis hinunter in den Bauch. Ein Tier, das hinter meinen Rippen eingesperrt ist, brüllt: Das hast du dir selber eingebrockt, Viktoria Stein!“

Zitat, Seite 91

Ja, es gibt sie, Jugendromane, die sich mit frechen Covern, spritzigen Titeln und vermeintlich harmlosen Kurzbeschreibungen tarnen und dich komplett von den Socken hauen. Längst nicht alle erwachsenen Leser wissen um die Wirkung dieser Juwelen Bescheid. Es sind Geschichten, die auf einem viel höheren Niveau angesiedelt sind, als man es bei einem Jugendroman vermutet und die so erschreckend ehrlich, tiefgründig und berauschend schön sind, dass sie dich restlos begeistern können. Es sind Bücher wie „Liebe ist was für Idioten. Wie mich“.

Sabine Schoder ist ein Debüt gelungen, das mich mitten ins Herz getroffen hat. Mit Zeilen voller Sarkasmus und erschreckender Ehrlichkeit erzählt sie eine Geschichte um Liebe, Familie und Freundschaft. Von inneren Unruhen, fehlender Zugehörigkeit, Trauer, Verlust und unbändiger Wut. Es ist die Entwicklungsreise zweier Teenager, die sich ihren Gefühlen hingeben, ohne wirklich zu wissen, wo die Reise hingeht.

„Ich kralle mich an mein Glas. Für einen wahnwitzigen Moment glaube ich, das Wasser darin beginnt zu kochen. Aber es sind nur Luftblasen, natürlich, sonst gibt es nichts zwischen uns. Nicht mal genug Platz zum Atmen.“

Zitat, Seite 91

Das Schöne an Schoders Protagonisten ist die Tatsache, dass sie perfekt unperfekt sind. Sie sind Teenager und stolpern deshalb auch völlig unbeholfen aufeinander zu. Zu Recht. Denn Vikis und Jays Erfahrung mit der Liebe ist jungfräulich und ihre Worte und Gesten von Unsicherheit bestimmt. Doch ihre Annäherung begegnet uns nicht kitschig, sondern auf bezaubernde Weise aufrichtig und überlegt. Die Schutzmauer, von der beide anfänglich umgeben sind, beginnt Stück für Stück  zu bröckeln und gewährt dem anderen Einblick in das Innere. Herzflattern reift zu wahren Gefühlen. Schoder hat genau den richtigen Ton für ihre Geschichte gewählt.

Die Welt braucht mehr von solchen Geschichten. Von Geschichten, die so nah am Leben spielen und zugleich berauschend schön sind. Die uns wohlige Gänsehaut über die Arme fegt und das Lesen zu einem wahrem Genuss macht. Dank Daniela von Brösels Bücherregal hat sich dieses Buch direkt in mein Herz geschlichen und sitzt dort für immer fest.

„Alles endet in einem Kuss. Einem unendlich langen Kuss, der nur aus der Berührung unserer Lippen besteht. Gefüllt mit einem Wunsch nach etwas, das ich nicht begreife. Für den Splitter eines Atemzuges, für ein Stechen meines Herzens nur, fühlt es sich an … wie Liebe.“

Zitat, Seite 99

„Traurigkeit ist wie Wein. Sie lässt sich in Fässer füllen und tief im Innern lagern, wo sie mit den Jahren zu Apathie und vermeintlicher Stärke gärt. Bis sie eines Tages kippt. Sich in Essig verwandelt, das Herz übersäuert, die Seele vergiftet. Und nur ein Ausweg bleibt: sich in Tränen zu übergeben.“

Zitat, Seite 341

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13 Kommentare zu „Liebe ist was für Idioten

  1. Wundervoll beschrieben! Ich bin so froh, dass es dich ebenso vom Hocker gehaun hat wie mich und ich bin stark am überlegen, es ganz bald schon wieder zu lesen.
    Drücker an Dich, Brösel :-)

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    1. Huhu Bröselchen,

      da hast du mir wirklich einen ganz besonderen Schatz auf den Weg geschickt. Ich bin immer noch verzaubert. Es ist toll, dass es wieder mehr Bücher gibt, die ganz ohne Kitsch und mit großer Authentizität daherkommen. Vorallem Jugendbücher begeistern mich in der letzten Zeit sehr.

      Liebe Sonntagsgrüße

      Steffi

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  2. Wie schön, wieder eine Jugendbuch Perle entdeckt und dank dieser eindringlich überzeugenden Rezi sofort begeistert. Merci😊

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    1. Ich freu mich, dass meine Begeisterung übergesprungen ist. Ich finde es wirklich toll, wozu Jugendromane heutzutage fähig sind. Die überschatten bei weitem viele Romane für Erwachsene. Lies es und du wirst begeistert sein. ;-)

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      1. Sehe ich auch so. Wildere sehr gerne in Kinder- und Jugendliteratur. Teils um die eig. kids mit Stoff zu versorgen, mittlerweile immer mehr für den persönlichen Genuß. Herzliche Grüße ;)

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    1. Das freut mich so. Mir gings ja nicht anders. Ich hatte einfach nur eine süße Geschichte erwartet und war dann total geplättet. Wie schön, dass es Menschen gibt, die deinen Lesegeschmack kennen und mit ihrer Buchpost eine Punktlandung hinlegen.

      Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das bei dir anders verhält. 😀

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