Londoner U-Bahn-Luft…

lesenslust über „Auf ganzer Linie“ von Keith Lowe

~*Die Story*~

Andy hat eine kleine Marotte: er fährt leidenschaftlich gerne die Londoner U-Bahn. Während andere Menschen froh sind, die stickigen miefigen Abteile der U-Bahn schnellstmöglich wieder verlassen zu können, kann sich Andy hier so richtig fallen lassen.
Grund genug für ihn, einen Tag vor seiner Hochzeit mit seiner Angebeteten Rachel mit seinem Freund Rolf, ebenfalls hingebungsvoller U-Bahn-Freak, eine völlig bescheuerte Wette abzuschließen. Inhalt der Wette: das gesamte Londoner U-Bahn-Netz in nur EINEM Tag!!

Eine Wette, die nicht nur völlig aussichtslos sondern auch noch absolut wahnwitzig erscheint. Denn Andy hat weder die Zeit für eine ausführliche Planung noch für die Organisation seiner Mission. 265 Stationen in 24 Stunden – Beginn: morgen.

Als seine Freundin Rachel von der Wette erfährt, flippt sie aus und stellt Andy ein Ultimatum: wenn er nicht pünktlich zur Hochzeit erscheint, ist es aus!

Doch als passionierter U-Bahn-Freak kann Andy dieser Wette einfach nicht widerstehen. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und für ihn gilt nur eins: allerhöchste Eisenbahn…

~*Meine Meinung*~

Die Story des Buches ist einfach nur grandios. Selten ist mit eine so kreative und witzige Handlung in einem Roman begegnet. Lowe scheint bei seinem Erstlingswerk voller Optimismus und frischem Tatendrang gewesen zu sein. Der Roman sprüht vor Innovation!

Der Hauptprotagonist Andy ist ein kleiner Freak. Seine Leidenschaft für den Londoner Untergrund ist einfach nur himmlisch beschränkt. Schnell wirkt er dem Leser durch seine verschrobene Art sympathisch und lässt uns bei seiner Mission mitfiebern. Plötzlich sitzt Andy nicht mehr mit all den anderen Passanten allein im Abteil, sondern wir gesellen uns dazu. Welch merkwürdig schrägen Situationen Andy während seiner Bahnfahrt ausgesetzt ist, spricht für die Bahn. Ein Abenteuer, was ich selbst in Hamburg jeden Tag aufs Neue erlebe: nichts und niemand scheint unmöglich!
Andys Wettlauf mit der Zeit verleiht dem Roman eine gewisse Spannung, manchmal ein schier unerträgliches Gefühl des Gehetzten, ein stetiger Tempowechsel. Er versetzt den Leser in eine Art Ausnahmezustand und veranlasst ihn, sich seine Seiten in einer „bahnbrechenden“ Geschwindigkeit reinzuziehen. Alles um einen herum scheint vergessen. Es zählt nur eins, die nächste Station!

Ich habe den Roman bereits vor ein paar Jahren gelesen. Kurze Zeit später war ich das erste Mal in London und musste die ganze Zeit daran denken. Plötzlich war der Roman wieder präsent – ich befand mich in Andys Situation, ich fuhr seine Stationen ab. Ich musste unentwegt schmunzeln. Alles erschien plötzlich wie ein Film vor den Augen. Auch nach längerer Zeit konnte ich mich noch locker an die Haupt-Merkmale der Geschichte zurückerinnern. Etwas, was für den Roman spricht: der Erinnerungsfaktor. Der Informationsgehalt der Geschichte ist zudem ein Pluspunkt. Erfährt der Leser nicht nur viel Wissenwertes über das Londoner U-Bahn-Netz sondern auch über die Stadt und ihre Einwohner selbst. Fast schon wie eine Art Städte-Guide.

Lowes schwarzer britischer Humor ist zu meiner Verwunderung „extremst“ unterhaltend und lässt mich nicht selten in schallendes Gelächter ausbrechen! Generell zähle ich mich nicht zu den Liebhabern des englischen Humors, dennoch: hier konnte ich nicht anders! Für alle, die sich gerne mal ein bisschen Londoner U-Bahn-Luft um die Ohren wehen lassen wollen…

Ein Kommentar zu „Londoner U-Bahn-Luft…

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