Meeresenzyklopädie

„Das Buch vom Meer“ – Morten A. Strøksnes

Autor: Morten A. Strøksnes | Seiten: 368 | Gebundenes Buch, Leinen 19.99 € | ISBN: 978-3-421-04739-7 | Erscheinungstermin: 29.08.2016 | DVA Verlag

„Die größten Entdeckungen warten im Meer.“

Zitat, Seite 21

In den Tiefen des Nordatlantiks lauern sie: die sagenumwobenen Eishaie. Es ist der gemeinsame Traum von Morten A. Strøksnes und Hugo Aasjord, einen von ihnen zu fangen. Ein schwieriges Unterfangen, das absolute Windstille erfordert und den Launen der Natur unterliegt. Denn das Gebiet zwischen dem norwegischen Festland und den Lofoten ist unberechenbar: das Warten auf Windstille erfordert Geduld.

Voller Tatendrang fahren die beiden Freunde raus aufs Nordmeer und beobachten beim Warten das Schauspiel der Natur: sie lauschen dem sanften Flüstern und der peitschenden Gischt des Meeres, atmen die salzige Seeluft ein und blicken in das unergründliche tiefe schwarze Meer, das so viele Geheimnisse in sich birgt.

„Die Moleküle setzen sich in schwindelerregendem Tempo zu ständig neuen Variationen zusammen, so wie sich Buchstaben zu neuen Wörtern fügen, um dann zu Sätzen und am Ende zu ganzen Büchern werden. Stellt man sich die Wassermoleküle als Buchstaben vor, könnte man sagen, dass das Meer alle Bücher enthält, die jemals in bekannten oder unbekannten Sprachen geschrieben wurden.“

Zitat, Seite 135

Die Insel Skrova, die zur beeindruckenden Inselgruppe der Lofoten zählt, wird dabei zum Ausgangspunkt des Haifangprojekts. Hier gewährt ihm sein Künstlerfreund Aasjord Unterschlupf in der ehemaligen Fischfabrik Aasjordbruket, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Mette zu einem Kulturzentrum umbaut.

Doch die anfängliche Euphorie, eins der ungeheuerlichsten Meereswesen ins Netz zu bekommen, ebbt über die Zeit ab. Das kleine Schlauchboot der beiden Freunde scheint den unberechenbaren Strömungen des Nordmeeres nur bedingt standzuhalten und lässt sie ihr Unterfangen langsam aber sicher in Frage stellen.

„Das tiefe, salzige, schwarze Meer brandet uns entgegen, kalt und gleichgültig, ohne jede Empathie. Es ist sich selbst genug, es braucht uns nicht, es schert sich nicht um unsere Hoffnungen, unsere Ängste – und schon gar nicht um unsere Beschreibungen. Die dunkle Masse des Meeres ist von überlegener Kraft.“

Zitat, Seite 216

Während die Wellen die Sagen und Mythen des Meeres an ihr Boot spülen, erzählt Strøksnes unterdes vom schier unermesslichen Facettenreichtum der Meeresbewohner, von mutigen Polarforschern, Walfängern, Kartografen und vom harten Alltag der norwegischen Inselbewohner. Auch vor der Brutalität des Walfangs, der Überfischung der Meere und der unerschütterlichen Jagd auf die Eishaie macht er keinen Halt und würzt sein Werk mit grausamen Wahrheiten.

Der Norweger erweist sich über sein gesamtes Werk als sensibler und aufmerksamer Beobachter. Durch seine detailgetreuen und farbenfrohen Beschreibungen erwacht nicht nur das Insel- und Meerestreiben zum Leben, sondern macht „Das Buch vom Meer“ auch zu einer abenteuerlichen Entdeckungsreise. Es liest sich daher wie eine Mischung aus Sachbuch und Belletristik. Der unterhaltsame Ton des Autors hilft dem Leser dabei über so manche Flut an naturwissenschaftlichen Informationen hinweg.

Es ist ein Sehnsuchtsbuch. Ein Buch, das vor Leben sprudelt und die Faszination um das Meer in sich trägt. Strøksnes schenkt uns mit seinem Werk sowohl eine Meeresenzyklopädie als auch einen lebendigen Reiseführer. Es reserviert dir einen Platz auf dem Schlauchboot und katapultiert dich unvermittelt raus aufs Meer. Damit bin ich meinem Wunschreiseland Norwegen schon ein kleines bisschen näher gekommen.

„Das Meer ist der Ursprung aller Dinge. Wellen einer weit zurückliegenden Urzeit durchströmen uns wie das leise Echo eines sanften Plätscherns in einer unzulänglichen Höhle am Meer. Manchmal, wenn wir bei einem starken Sturm am Ufer stehen, hat es den Anschein, als verlangte uns das Meer zurück.“

Zitat, Seite 163

Leuchtturm von Skrova – ©Morten A. Strøksnes

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Norwegische Bergluft

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Hallo ihr Lieben,

neben der Literatur hege ich eine besondere Leidenschaft für die Berge. Ich liebe es, an der frischen Luft unterwegs zu sein und die Natur in allen Facetten zu genießen, mal in Wanderschuhen auf geebneten Wegen oder Trampelpfaden, mal kletternd an felsigen Abhängen eines Berges.  Keine Brotzeit der Welt schmeckt besser, als an der Spitze eines Berges oder nach einem langen Tagesmarsch durch abgeschiedene Orte. Es schwitzt sich einfach am Schönsten, wenn man seinem inneren Schweinhund in Begleitung von Bergkulisse und kristallklarer Luft in den Allerwertesten treten kann.

Nun gibt es in München eine Herzensbuchhandlung, die nicht nur ein umfangreiches Sortiment an Wanderbüchern und Reiseliteratur beherbergt, sondern ihren Kunden auch einen überaus interessanten Veranstaltungskalender anbietet. „GEOBUCH“ hat als Spezialbuchhandlung für Reisen und Geographie all das, wonach sich jeder Outdoorfreak und Reisehungriger sehnt. Jeder Besuch in der Buchhandlung ist wie eine Reise vor der Reise, ein kleiner Spaziergang durch Wunschdestinationen und ein vorübergehendes Stillen (oder Anstacheln) nicht enden wollender Reisesehnsüchte.

Und so kam es an einem Donnerstag im Oktober, dass sich in dieser Buchhandlung ein Mann namens Simon Michalowicz eingefunden hat, der Norwegen der Länge nach durchwandert hat. Norwegen, das Land, für das ich schon seit Langem eine heimliche Leidenschaft hege, obwohl ich noch nie dort war. Nach zwei begeisterten Aufenthalten durch Astrid Lindgrens Heimatland Schweden und der stetigen Entwicklung meiner Outdooraktivitäten, war für mich schnell klar, dass auch ich dieses Land mit all seinen faszinierenden Fjord- und Berglandschaften, seinen beeindruckenden Hochplateaus und dem einzigartigen Blick auf die leuchtenden Polarlichter unbedingt einmal selbst erleben muss. Und deswegen habe ich mich unters Volk gemischt.

Meine Wein und Zimtschnecken-Begleitung
Norge pa langs
Simons NPL-Tour

Im Rahmen eines Bildervortrags hat Simon seine Gäste nicht nur mit selbstgemachten Zimtschnecken versorgt, sondern sie auch auf seine 3000 Kilometer – lange Norge på langs – Tour vom südlichsten Punkt Norwegens (Kap Lindesnes) bis zum Nordkap entführt. Eine beschwerliche Reise, für die es weder offizielle Routen noch feste Regeln gibt, und die ihm körperlich wie geistig einiges abverlangt hat. Ein Jahr der Planung hat er sich für die Tour, die erst knapp 300 Leute offiziell bewältigt haben und die bei den Norwegern hoch im Kurs steht, Zeit genommen. Eine hilfreiche Vorlaufzeit, um Equipment zu testen, die persönliche Fitness und Grenzen auszuloten, Übernachtungsmöglichkeiten und Supermarktstandorte zu erspüren, für die notwendige Verpflegung unterwegs zu sorgen und die Tour zu konkretisieren.

Simon ist der Norge på langs (kurz NPL, was so viel heißt wie Norwegen der Länge nach zu durchqueren) in 140 Tagen gelungen. Er hat dabei Höhen und Tiefen durchlebt, Gelüste nach Hochkalorischem (hauptsächlich Cola, Schokolade und Chips) gestillt, bei starkem Niederschlag oder uneingeplanten Zeltverlusten sich selbst verflucht und in der Ruhe des Landes das Hier und Jetzt genossen. Er hat seinen Gedanken freien Lauf gelassen, die Stille, Abgeschiedenheit und Weiten des Fjells zu schätzen gelernt und die „kleinen Dinge des Lebens“ ins Herz geschlossen.

Simon
© simonpatur.de

Der bodenständige Simon, der mir im ersten Moment fast unscheinbar und schüchtern erschien, hat sich dabei nicht nur einen langgehegten Traum erfüllt, sondern auch ganz Großes geschafft. Während die NPL-Tour in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist, haben ihn die Norweger beim ernüchternden Erreichen des Nordkaps (an dem keiner Konfetti für ihn schmiss) förmlich mit Fragen gelöchert. Er ist um viele Begegnungen und Momente reicher geworden, in denen er nicht nur die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, sondern auch die Schönheit eines Landes kennengelernt hat, das nun auf meiner persönlichen „To-Hike-Liste“ ganz nach oben rutscht.

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Seine NPL-Tour kann man nun in seinem Buch „Norwegen der Länge nach“ (Piper Verlag) und bei einer Reihe an Events näher kennenlernen. All den Outdoorfreaks, Reisehungrigen und Norwegen-Liebhabern möchte ich daher an dieser Stelle Simons Buch und die interessanten Vorträge ans Herz legen, bei der ihr Simons Norwegen ein Stückchen näher kommt. Mein Dank gilt an dieser Stelle dem Team von GEOBUCH und allen voran Simon für diese tolle und überaus aufschlussreiche Bilderreise nach Norwegen. Ich reise bereits begeistert durch das Buch. <3

Geobuch bei Facebook                        –                   Simon bei Facebook

Bevorstehende Events:

  • Vortrag: Am Samstag, 24. Oktober 2015 in München
    Simon Michalowicz spricht über »Norwegen der Länge nach« in München

    Im Rahmen des Globetrotter Film & Vortragsfestivals 2015

    Zeit: 17:00 Uhr
    Ort: CineMaxx, Isartorplatz 8 , 80331 München
  • Vortrag: Am Freitag, 27. November 2015 in Hamburg
    Simon Michalowicz spricht über »Norwegen der Länge nach« in Hamburg
    Zeit: 20:30 Uhr
    Ort: Globetrotter, Wiesendamm 1 , 22305 Hamburg
  • Vortrag: Am Sonntag, 29. November 2015 in Ascheffel
    Simon Michalowicz spricht über »Norwegen der Länge nach« am Aschberg

    Im Rahmen der Globetrotter Akademie: http://www.globetrotter-akademie.de

    Zeit: 19:30 Uhr
    Ort: Globetrotter Lodge , Am Aschberg 3 , 24358 Ascheffel
  • Vortrag: Am Freitag, 11. Dezember 2015 in Dresden
    Simon Michalowicz spricht über »Norwegen der Länge nach« in Dresden
    Zeit: 20:30 Uhr
    Ort: Globetrotter, Prager Str. 10 , 01069 Dresden
  • Vortrag: Am Samstag, 27. Februar 2016 in Kevelaer
    Simon Michalowicz spricht über »Norwegen der Länge nach« in Kevelaer
    Zeit: 19:00 Uhr
    Ort: Jesus-Christus-Kirche, Brunnenstr. 70 , 47623 Kevelaer

Schicksalsschläge…

lesenslust über „Tochter des Nordens“ von Julia Kröhn

~*°..911, Die Hafenstadt Rouen im Norden Frankreichs..°*~

Zwei Frauen, ein Schicksal.

Runa ist eine junge Frau aus Norvegur. Sie lebt ein einfaches Leben und ist dennoch glücklich. In der Natur fühlt sie sich geborgen, der Wechsel der Zeiten hat sie hart und widerstandsfähig gemacht. Doch als ihr Vater sie dazu zwingt, mit ihm ins südliche Nordmännerland auszuwandern, begegnet sie ihm mit Widerwillen. Sie hasst es, ihre Heimat verlassen zu müssen und muss sich dennoch fügen. Auf hoher See bleibt ihr kaum Zeit, sich mit dem Gedanken an eine Umgebung anzufreunden, denn ihr Vater wird ermordert und Runa bleibt plötzlich alleine zurück. Sie sieht nur einen Ausweg: der Sprung ins Meer und das Land in nicht allzu weiter Ferne…

Gisla ist die uneheliche Tochter des fränkischen Königs Karl und lebt das Leben einer Adeligen. Doch als ihr Vater sie an den Wüstling Rollo, dem Anführer der Nordmänner, verspricht, beginnt ihre heile Welt zu bröckeln. Ein gemeinsamer Plan mit ihrer verzweifelten Mutter Fredegard verhilft ihr, der Hochzeit mit Rollo zu entkommen. Vorerst. Denn was anfänglich erfolgreich scheint, bringt sie bald schon in ein riskantes Unterfangen und der eigentliche Kampf beginnt erst jetzt…

Der Kampf ums Überleben.

~*°..Meine Meinung..°*~

Julia Kröhns Roman kostete mich anfangs sehr viel Überwindung und Durchhaltevermögen. Als unerfahrener Leser von historischen Romanen gestaltete „Die Tochter des Nordens“ mir meinen Einstieg in das Genre nicht unbedingt einfach. Die Sprache erschien mir anfangs übertrieben hochgestochen und unnötig ausschmückend, später relativ ruppig und ordinär. Nicht immer gelang es mir, dem Verlauf der Geschichte auf Anhieb zu folgen. Ich musste zurückblättern, Kapitel erneut lesen und Notizen machen. Aspekte, die mich den Roman weitaus später beenden ließen, als ich die ohnehin sehr umfangreiche Geschichte von 528 Seiten im Normalfall beendet hätte. Doch kommt Zeit, kommt Rat. Denn mit jeder Seite des Buches gelang es mir, den Ereignissen besser folgen zu können. Die Geschichte gewann an Fahrt und ließ mich bald schon eintauchen, in eine längst vergangene Epoche. Mit der Zeit begriff ich, dass die Grundverschiedenheit der angewandten Sprache durchaus gewollt war. So schenkte die Autorin den unterschiedlichen Naturen der Protagonisten Autentizität und Lebendigkeit zugleich. So schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe.

Kröhn entschied sich zu einem stetigen Wechsel der Zeiten. So findet der Leser sich in verschiedenen Zeiten der Geschichte wieder. Historische Zeitpunkte, die 25 Jahre auseinander liegen und durchweg für eine Menge unbeantworteter Fragen sorgen. Doch damit gelang es ihr, den Leser Teil der Geschichte werden zu lassen. Ihn mitfiebern, miträtseln und Weggefährte der beiden Frauen werden zu lassen. Auch der Wechsel der Standorte und der Erzählperspektiven sorgte für ordentlich Verwirrung und zwang den Leser unweigerlich, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. So erzählen uns nicht nur Runa und Gisla ihre Geschichte, sondern auch ein Dritter von den Ereignissen in einem Kloster Saint Ambrose in der Normandie im Jahr 936. Das Zuhause einer Äbtissin, die mehr in die Geschichte verwoben ist, als es anfänglich scheint.

Kröhn gelingt es in ihrer Geschichte sehr gut, mit dem Leser zu spielen. Sie steigert seine Neugierde ins schier Unermässliche. Durch den Sprung durch die Zeiten verleiht sie der Geschichte zudem nicht nur Abwechslung und Spannung sondern schenkt ihr auch den Hauch des Ungewissen. So wurden Geheimnisse sehr spät gelüftet und zogen sich allgegenwärtig durch die Geschichte. Der Kontrast der Hauptprotagonisten prägte die Geschichte. Ihre persönliche Lebensgeschichte und Vergangenheit ließ mich eine Menge historischer Begebenheiten und Details erfahren und zumindest ein bisschen Blut für historische Romane lecken, wennauch ich Romane aus anderen Genres bevorzuge.